Die meisten Leute, die Essen bestellen, legen Wert auf eine verlässliche und schnelle Lieferung. Fahrradboten in Graz sind in der Regel sowohl schnell als auch zuverlässig, warum sollten sie also eigentlich nicht auch Essen ausliefern? Das tun sie seit 2016, und zwar höchst erfolgreich.

Jonathan Stallegger
Jonathan Stallegger © David Knes

Mitverantwortlich für den Boom der Essenszustellung per Fahrrad ist Jonathan Stallegger, der zusammen mit Daniel Hofko 2016 Velofood gegründet hat. Mit etwa 210 Bestellungen täglich – alle via App – beliefert das Jungunternehmen damit viermal so viele Kunden wie noch vor einem Jahr. Doch was steckt hinter dem Boom, was sagen die Unternehmer, die Boten und die Grazer? Wir haben uns umgehört.„Das erste halbe Jahr bin ich zu den Restaurants gegangen, um sie von unserem Service zu überzeugen. Danach hat sich das gewendet und die Restaurants haben sich bei uns gemeldet“, erzählt Jonathan Stallegger von den Anfängen seines Unternehmens. Gestartet hat Velofood mit zwei bis vier Fahrern, die auch vorher schon Boten waren. Inzwischen sind es um die 60, die strampeln, um den Hunger der Kunden zu stillen. Mittlerweile hat Velofood etwa mit Mjam und Lieferservice.at, die seit einem halben Jahr eigene Fahrradboten einsetzen, Konkurrenz bekommen. Stallegger gibt sich gelassen: „Das ist ein ganz anderes Zielpublikum. Wir haben Partnerschaften mit sehr guten Restaurants, von denen viele auch gerne exklusiv mit uns arbeiten.“

Die Boten fahren mit eigenem Gewerbeschein, das heißt, sie sind nicht nur für ihre Ausrüstung und allfällige Reparaturen selbst verantwortlich, sondern auch für die Versicherung. Für viele ist es dennoch ein willkommenes Zubrot. Ein Fahrer erzählt uns, dass er vor allem die unkomplizierte Kommunikation, die Großteiles über eine App funktioniert und die Flexibilität schätzt. Auch der Verdienst sei in Ordnung. Der Botendienst wurde zum Wirtschaftsfaktor. Auch für andere Anbieter, die nach Graz drängen.

Nachhaltigkeit ein Thema?

Wenn man sich bei den Grazern umhört, zählt für viele in erster Linie Geschwindigkeit und Verlässlichkeit bei der Zustellung. Doch zumindest seine Kunden schätzt Stallegger doch eher umweltbewusst ein: „Ich glaube schon, dass das für viele wichtig ist“. Im eigenen Unternehmen wird jedenfalls darauf geachtet. Die Verpackungen seien alle biologisch abbaubar, die Server in der Zentrale werden per Ökostrom betrieben. Doch der größte umweltrelevante Faktor bleibt natürlich die Art der Zustellung. Durch die Fahrradlieferungen seien 2017 etwa 30 Tonnen CO2 eingespart worden. Einer der Nachteile der Zustellung per Fahrrad ist die Reichweite. In der Regel werden Kunden nur im Umkreis von vier Kilometern des Restaurants beliefert. Das ist auch ein Grund, warum Christoph Kupka, Chef von Salz & Pfeffer in der Wartburg, neben Velofood auch noch auf eigene Zustellung per Auto setzt. „Außerdem bestellen bei uns viele Kunden gerne per Telefon, das müssen wir berücksichtigen“. Ansonsten würde er „sofort komplett umstellen, um die Logistik auszulagern.“ Auch aus Gründen der Nachhaltigkeit wäre Kupka dafür.

Fest steht jedenfalls, dass die Essensboten mit der markanten Thermo-Tasche – von welchem Unternehmen auch immer – inzwischen fixer Bestandteil im Grazer Verkehrsbild sind. Ob für die Kunden dabei der Umweltschutzgedanke im Vordergrund steht oder nicht, spielt dafür wohl keine große Rolle, solange das Essen schnell und heiß ankommt.