Es war ein tieftrauriger und herzzerreißender Abschied, den die Ramsauer ihrem Mathias Schrempf bereiteten. Rund 1200 Menschen waren am Donnerstag zum Begräbnis des sehr beliebten und tief in der Gemeinde verwurzelten 45-Jährigen gekommen. Er stürzte am Ostermontag, just bei seiner "Saisonabschlusstour" auf seinen Lieblingsberg, den Dachstein, ab. 

Am Weg zu seiner letzten Ruhestätte begleitete ihn ein langer Trauerzug. Darunter nicht nur Familie, Freunde und Wegbegleiter, sondern auch alle Mitglieder jener Vereine – Musikkapelle, Bergrettung und Kameradschaftsbund –, in denen sich Schrempf unermüdlich engagierte. 

Kampf mit den Emotionen

"Es gibt Tage, die uns alles abverlangen. Heute ist so ein Tag. Ein ganz besonderer Mensch wurde aus unserer Mitte genommen", eröffnete Pfarrerin Martina Ahornegger den Gottesdienst in der bis auf den letzten Platz gefüllten Ramsauer Kirche. "Die ungeheure Stärke des Mathias war das Pflegen von zwischenmenschlichen Beziehungen. Genau diese Stärke lässt ihn uns jetzt so vermissen." Und diese tiefe Trauer war während des Gottesdienstes stark zu spüren. Es gab kaum einen Redner, der nicht mit den Tränen kämpfte.

"So eine große Trauergemeinde habe ich in der Ramsau, glaube ich, noch nie gesehen", begann Heri Eisl, Ortsstellenleiter der Bergrettung Ramsau, seine Ansprache. "Mathias letzte Spuren im Schnee sind zwar nicht mehr sichtbar, aber von ihm bleiben viele andere Spuren." Sofort habe der Verstorbene – im Brotberuf Schneidermeister – Nadel und Zwirn zur Seite gelegt, wenn zum Einsatz gerufen wurde, erzählte Eisl.

Guten Freund verloren

"Dass er auf seiner letzten Bergtour allein unterwegs war, ist für jeden Bergsteiger verständlich. Erklären und verstehen können wir dieses Unglück aber nicht. Wir können jetzt nicht mehr tun, als mit ihm einen ehrenden letzten Weg zum Friedhof zu gehen", schloss er seine Rede. 

Wie wichtig dem Verstorbenen seine Mitgliedschaft bei der Trachtenmusikkapelle (TMK) Ramsau am Dachstein war, zeigte eine besondere Geste: Schrempfs Stabführerstab und seine Schärpe wurden ihm auf den Sarg gelegt. "Wir verlieren nicht nur einen Obmann, sondern einen guten Freund. Du wirst uns abgehen, aber du hast immer einen Platz in unserer Mitte", sagte TMK-Vertreter Andreas Engelhardt. 

"Mathias, reiß di zamm"

Hart war der Ostermontag für Hans Knaus, der beim Begräbnis als Zeremonienmeister fungierte. Der Ramsauer sprach als Letzter mit dem Verstorbenen kurz vor dem Einstieg in die Randkluft: "Er hat gesagt, das ist seine letzte Skitour und dann 'stell ich die Ski in die Ecke'", erzählt Knaus.

Kurz danach sah er, wie jemand vom Fels stürzte, und eilte hin. Schrempf sei noch bei Bewusstsein gewesen: "Ich hab geschrien, Mathias, reiß di zamm, wir gehen noch a Bier trinken." Es war aber bereits zu spät. "Ich bin seit 45 Jahren Bergretter und hab schon viel gesehen, aber einen Kameraden sterben zu sehen, das ist etwas ganz anderes", schloss Knaus. Ein Gefühl, das er an diesem Donnerstag mit vielen Ramsauerinnen und Ramsauern teilte.