„Der Schock sitzt bei allen noch tief“, sagt Herbert Hansmann, Bürgermeister von Bad Mitterndorf. In seinem Ort kam es vor eineinhalb Wochen zu einer tödlichen Stierattacke. Der 56-jährige Landwirt Gerald Grogger versorgte in einem Freilaufbereich seines Hofs einen Stier, als dieser ihn angriff. Dabei drückte das Tier ihn offenbar mehrfach gegen eine Stallwand. Trotz rascher Hilfe konnte der Notarzt nur mehr den Tod feststellen. „Er ist durch die Ausübung seiner Leidenschaft, nämlich dem Bauersein, aus dem Leben gerissen worden“, bedauert Hansmann.

„War ein guter Landwirt und noch besserer Papa“

Groggers Tochter Kristina Irendorfer führt die Landwirtschaft nun weiter. Sie ist 22 Jahre alt und hat jetzt die alleinige Verantwortung für den Betrieb mit 30 Milchkühen. Vor erst etwa einem halben Jahr erhielt Irendorfer mit dem Facharbeiterbrief ihren landwirtschaftlichen Berufsabschluss.

Trotz der Umstände zeigt sie sich tapfer: „Es ist eigentlich ein eher kleiner Betrieb. Und ich arbeite schon seit sechs Jahren mit dem Papa zusammen. Es war immer klar, dass ich mal den Hof übernehme.“ Trotz der kurzen gemeinsamen Zeit habe Gerald Grogger ihr sein ganzes Wissen weitergegeben, erzählt sie. „Er war ein guter Landwirt und ein noch besserer Papa.“

Der Hof von Kristina Irendorfer
Der Hof von Kristina Irendorfer © KK

Spendenaktion: „Wir hoffen, dass alle zusammenstehen“

Ein anderer Landwirt aus Bad Mitterndorf, Peter Neuper, hat für die junge Bäuerin eine Spendenaktion gestartet. „Zur Unterstützung in dieser anfangs schwierigen Zeit – jetzt, wo sie auch noch nicht aufs Betriebskonto zugreifen kann“, sagt er. Das Konto von Irendorfers Vater wurde nach dem Unfall nämlich kurzzeitig gesperrt.

„Ich finde es großartig und absolut notwendig, dass es die Spendenaktion gibt“, sagt Peter Kettner, Obmann der Bezirksbauernkammer. Auch Bürgermeister Hansmann heißt die Aktion gut: „Wir hoffen, dass der Betrieb im Sinne von Gerald Grogger weitergeht und alle zusammenstehen – und dass der Zusammenhalt länger andauert als ein paar Wochen. Jeder kann mit einer Spende einen kleinen Beitrag dazu leisten.“

Gerald Grogger
Gerald Grogger © KK

Kein Hinweis auf menschliches Fremdverschulden

Übrigens: Jegliche Ermittlungen hinsichtlich des Vorfalls wurden eingestellt, weil es keine Anhaltspunkte für menschliches Fremdverschulden gebe, weiß Viktoria Steinecker von der Staatsanwaltschaft Leoben. Der Stier habe sich offenbar schon länger aggressiv und wesensverändert verhalten. Er wurde zwei Tage nach dem Unfall zum Schlachter gebracht.