Es mutet beinahe ein bisschen gespenstisch an: Eine Reihe von Kranken(haus-)betten, in denen täuschend echt wirkende Puppen liegen. Und obwohl man weiß, dass man sich an der Fachhochschule Joanneum befindet und nicht etwa im Spital, fühlt man ein wenig Beklemmung. Nur der Geruch – der erinnert an eine Ausbildungsstätte.
Wir befinden uns hier nämlich im Ausbildungs- und Trainingscenter bzw. im Simulations-Lab im Studiengang für das diplomierte Gesundheits- und Krankenpflegepersonal. Insgesamt gibt es jährlich 248 Studienplätze hier, weitere 72 kommen bald in Kapfenberg dazu. Insgesamt wird der Bedarf in den nächsten Jahren auf 435 geschätzt, erklärt Studiengangsleiterin Eva Mircic.
"Diese Labs dienen dazu, alle Interventionen vorab zu lernen und zu üben, bevor man zu den Patienten kommt", erklärt Mircic. Die lebensgroßen Puppen wiegen wie Menschen, und können zum Teil auch mit Flüssigkeiten ausgestattet werden. Man kann "echt" Blut abnehmen und die Basispflege erlernen.
Ausbildung und Weiterbildung
"Wir erstellen hier ganzheitliche Szenarien, die dann durchgespielt werden", so Isabella Sumerauer, die Leiterin des Trainingszentrums. Ein oder zwei Studenten oder Personen des Gesundheits- und Krankenhauspersonals bei der Weiterbildung werden nach einer Einweisung mit einem Auftrag in die Labs geschickt. Von außen wird das nicht nur kontrolliert, sondern es werden auch Patientenantworten eingesprochen. Es können Monitore angehängt werden und etwa ein Herzstillstand simuliert werden. "Wenn man dann hier ist und mit den arbeitet, vergisst man fast, dass es nur Puppen sind", sagt Sumerauer.
Die Abläufe werden gefilmt und in den Seminarraum übertragen, wo die Klassenkollegen zuschauen. Später wird dies analysiert und besprochen.
Mircic tritt Vorwürfen strikt entgegen, die Ausbildung sei "zu akademisch" und man würde die Arbeit an und mit den Patienten vernachlässigen. In dem sechssemestrigen Bachelor-Studium finden mehr als 50 Prozent in Form von Praktika statt. Insgesamt 2000 Stunden verbringen die Studierenden in zehn Praktika, die Hälfte in der Akutpflege, die chirurgische, internistische Bereiche sowie die Anästhesie umfasst. Andere Praktika beschäftigen sich mit Altenpflege, mit Rehabilitation und der mobilen Hauskrankenpflege.
Im Studiengang Gesundheits- und Krankenpflege ist man stolz darauf, dass man mit dem Trainingszentrum österreichweit bei der Aus- und Weiterbildung an der Spitze steht. Zusätzlich zu Puppen gibt es ja auch Simulationspatienten, das sind Pflegepersonen oder auch Ärzte aus der Praxis, die die Studierenden fordern.
Der Grund für diese Anstrengungen? "Die Komplexität im Krankenhaus und in der Pflege ist enorm gestiegen." Auch deshalb wird das Thema Weiterbildung auch immer bedeutender.