Die Trompete im Anschlag, die Weingläser sauber drapiert, den mitgereisten Grazer Uhrturm bestens vor dem Wiener Rathaus postiert – ist hier eines gewiss: Es ist wieder Steiermark-Frühling am Rathausplatz der Hauptstadt. Wobei es meteorologisch eher einem Vorfrühling gleicht. Und wenn zwischendurch der eine oder andere Regentropfen über den Tausenden Besuchern schwebt, gilt hier kulinarisch das Motto: Hauptsache nicht im Trockenen sitzen. Wenn schon ein paar Regentropfen, dann bei einem guten Tropfen Steirerwein.

Es war stets das heimliche Lieblingsfest der Wienerinnen und Wiener. Hochamt zum Zwecke des kulinarisch-touristischen Anlockens von Hauptstadtgästen. Einst tägliche Anlaufstelle eines des Spritzweins nicht abgeneigten Ex-Bürgermeisters. Und immer Pflichttermin für die 41.000 Wiener mit steirischem Migrationshintergrund.

Aber sehen Sie selbst, wie Aussteller, Touristikerinnen und Touristiker, Gäste und Politiker zum Verhältnis zwischen Wien und Steiermark und zur Rückkehr des Steiermark-Frühlings sagen.

Auch der aktuelle Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) verhehlt im Zuge der Eröffnung nicht, dass er in den kommenden Tagen "wohl noch auf den einen oder anderen Käferbohnensalat oder ein Glas Sauvignon" beim Fest seines Lieblingsurlaubslandes vorbeischauen werde.

1200 Akteure, 100.000 Gäste

Nach drei Jahren Zwangspause werden von Donnerstag bis Palmsonntag wieder 1200 steirische Akteure auf 80 Stationen den Wiener Rathausplatz entern und in vier Tagen geschätzte 100.000 Gäste empfangen. Mit dem kurzfristigen Ziel der musikalisch-kulinarischen Verwöhnung und dem mittelfristigen Ziel, Gusto auf Urlaub in der Steiermark zu machen. "Es wird hier in vier Tagen wohl mehr Wein gereicht, als ein durchschnittlicher steirischer Winzer in einem Jahr produziert", schätzt Weinbaudirektor Werner Luttenberger.

Während der steirische Landeshauptmann Christopher Drexler (er verriet gegenüber der Kleinen Zeitung sein Lieblingswort auf Wienerisch: "Gemischter Satz"), Tourismuslandesrätin Barbara Eibinger-Miedl, Soziallandesrätin Doris Kampus und Landtagspräsidentin Manuela Khom naturgemäß bei der Eröffnung die Werbetrommel für die Steiermark rührten, verriet Bildungsminister Martin Polaschek, was er an seiner steirischen Heimat am meisten vermisse, seit er dienstlich in Wien weilt: "Familie, Wälder und den steirischen Akzent."

Ebenfalls in Menschentrubel gesichtet, während die Ski-Asse Conny Hütter und Nici Schmidhofer professionell den Gösser Bieranstich vornahmen (zwei Klopfer und schon floss das Bier ...): Herberstein-Leiterin Alexia Getzinger, Unternehmer Rudi Roth, Martin Graf (Energie Steiermark), Peter Koren (IV), Astrid Salmhofer (die Hartbergerin ist Wien-Energie-Sprecherin) und die steirischen ÖVP-Parlamentarier Christoph Stark, Kurt Egger, Reinhold Lopatka, Karl Schmidhofer und Ernst Gödl, Landesrat Werner Amon, die steirische FPÖ-Riege um Mario Kunasek (Lieblings-Wiener-Wort: "Oida!"), Stefan Hermann und Hannes Amesbauer, die ihre Wiener Parteikollegin Petra Steger durch die steirischen Regionen leiteten.

Am Abend schauten noch Innenminister Gerhard Karner und Staatssekretärin Claudia Plakolm beim Empfang der Kleinen Zeitung vorbei.

Aber ohnehin ist die Dichte an Hoheiten und Genuss-Royals nirgendwo höher als hier: So werben die drei Weinhoheiten Sophie, Katrin und Marlene ebenso vier Tage in Wien wie die Apfelhoheiten Ulrike und Helene (samt 25-Meter-Apfelstrudel!), Zirbenprinzessin Melanie, Blumenprinzessin Elisa und die Narzissen-Hoheiten Lisa und Katharina.

Hohe Vorfreude, Herausforderung Mitarbeitermangel

Und doch war es nicht ganz einfach, so eine Fest-Institution nach langer Pause wieder auf Betriebstemperatur zu bringen, räumte Michael Feiertag, Chef von Steiermark Tourismus, im Vorfeld ein. Der Mitarbeitermangel in der Branche mache es vielen Betrieben aber nicht so leicht, genug Personal für den Auftritt in Wien zu finden und parallel den Heimbetrieb am Laufen zu halten.

Die lange Pause machte sich beim Pöllauer Fleischer Robert Buchberger, der am Rathausplatz mit acht Mitarbeitern zum Ober-Würstelstandler wird, auch bemerkbar: "Wir wären fast zu spät gekommen, weil wir die Großbaustelle bei der Wiener Stadteinfahrt nicht bedacht haben."

"Wie am ersten Tag nach einem Lockdown"

"Es ist fast so ein Gefühl wie am jeweils ersten Tag nach den langen Lockdowns. Alle sind freudig aufgeregt, alle freuen sich, alte Bekannte wiederzusehen", fasst Christof Widakovich die Stimmung am Donnerstag zusammen. Mit seinem Grossauer-Clan ist er mit insgesamt 40 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern beim Steiermark-Fest vertreten.

So wie Wolfgang Retter-Kneissl am Donnerstag erzählt: "Bis Sonntag hatten wir unsere Buschenschank offen, bis Montagmittag haben wir alles zusammengeräumt, ab Montagnachmittag ging es mit den Aufbauarbeiten für Wien los."

Bedeutend ist die Gästeschicht aus Wien allemal, sie sind mit einem Anteil von 22,6 Prozent das zweitwichtigste Herkunftsbundesland bei Steiermark-Urlaubern (nur der Anteil der steirischen Urlauber im eigenen Land ist höher).