Eine Patientin des LKH Graz wandte sich in einer Nachricht an die Kleine Zeitung und löste eine Welle der Entrüstung aus. Darin schilderte sie alarmierende Hygienezustände auf der Abteilung für Hämatologie. Weil ihr Bad durch Keime und Bakterien verunreinigt war, konnte sie sich tagelang nicht duschen, berichtet sie in ihrem Schreiben. Aus Schutz vor einer Infektion wurde sie angewiesen, den WC-Deckel nach jedem Toilettengang zu schließen

Die Kages liefert zu diesen Schilderungen widersprüchliche Erklärungen. Auf Nachfrage der Kleinen Zeitung dementiert Sprecherin Simone Pfandl-Pichler zuerst einen möglichen Keimbefall, bestätigt nur, dass Duschen gesperrt wurden. Als Ursache nennt das Unternehmen „technische Gebrechen“, die durch Bauarbeiten verursacht wurden. Betroffen davon seien nur zwei der 19 Zimmer, erklärt die LKH-Sprecherin. Am Montag sollten alle Zimmer wieder freigegeben werden. Patienten mit defekter Dusche hätten die Möglichkeit erhalten, auf funktionierende Sanitäranlagen auf demselben Stockwerk auszuweichen.

Mängel in zwölf Zimmern

Beim wiederholten Nachfragen stellt sich das besagte „technische Gebrechen“ dann als „defekte Abflüsse“ heraus, die wegen „scharfer Kanten“ getauscht werden mussten. Aus zwei betroffenen Zimmern wurden acht. Ganz andere Informationen berichtet indes Kages-Hygienebeauftragter Klaus Vander: „In zwölf Zimmern wurden Mängel behoben, um einen Keimaustrag zu verhindern,“ liefert er dazu als Erklärung ab. Zwei Zimmer sind nach wie vor gesperrt. Es wurden Proben entnommen und Messungen durchgeführt. Unbestätigten Informationen zufolge soll es sich um einen Pseudomonas-Erreger handeln, der besonders für immungeschwächte Menschen lebensgefährlich sein kann – das betrifft vorrangig Krebspatienten.

Personal musste Patienten waschen

Auch mehrere Kages-Mitarbeiter haben sich nach dem Bericht über den Vorfall in der Redaktion gemeldet, sie möchten allerdings anonym bleiben. Von Ausweichmöglichkeiten zum Waschen wissen diese Mitarbeiter nichts. Stattdessen sollen alle Hämatologie-Patienten mit Waschlappen gesäubert worden sein. Dass es sich bei dem Keimbefall um Pseudomonas-Bakterien handele, sei seit Längerem bekannt.
Laut einer anderen Patientin (Name der Redaktion bekannt, Anm.) gibt es auf dieser Station schon länger ein Problem mit schädlichem Keimbefall. Bei ihrem Spitalaufenthalt im Jahr 2018 habe sie als betroffene Patientin das erste Mal auf die mangelnde Hygiene hingewiesen, schildert die Leserin.

Vor zwei Monaten musste sie dann erneut zur Chemotherapie auf die Hämatologie. Dort entdeckte sie Silberfische, Schimmelpilze und starken Keimbefall in Fugen und Ecken des Sanitärbereichs. „Ich weigerte mich, die Dusche zu betreten, denn ich wusste, wenn ich heiß dusche, würden sich die Schimmelpilzsporen richtig entfalten. Danach wollte ich nur noch das Krankenhaus verlassen. Ich wusste, wenn ich nicht auf Revers nach Hause gehe, werde ich in diesem Zimmer sterben.“