Mit 128 Fahrzeugen, teilweise auch per Eisenbahntransport, haben sich am Montag mehr als 700 Soldaten aus der Steiermark auf den Weg ins nördliche Waldviertel gemacht. Noch bis Samstag hält das Jägerbataillon Steiermark seine alle zwei Jahre stattfindende Großübung ab - heuer erstmals auf dem größten Truppenübungsplatz Österreichs in Allentsteig. "Hier haben wir genug Unterkünfte für alle Teilnehmer, die hätten wir auf der Seetaler Alpe nicht", erklärt Bataillonskommandant Oberstleutnant Markus Mesicek.

Der 51-jährige Großkundenbetreuer bei der Bank Austria kommandiert seit Montag mit dem Jägerbataillon Steiermark "Erzherzog Johann" den stärksten Milizverband Österreichs. Mit 786 beorderten Soldaten sei man mehr als zu 100 Prozent befüllt, betont Mesicek stolz. 571 davon sind in Allentsteig dabei, hinzu kommen rund 120 Miliz- und ebensoviele Kadersoldaten vom Partnerverband Jägerbataillon 18 aus St. Michael. Diese werden vor allem als "Feinddarsteller" eingesetzt.

Noch bis Samstag wird rund um das Lager Kaufholz die Kontrolle einer Zone zwischen zwei Ländern, Rot- und Blauland, geübt. Dazu kommt die Beobachtung von irregulären Kämpfern sowie der Schutz einer ethnischen Enklave - ein Szenario, das früheren internationalen Einsätzen in Bosnien und im Kosovo ähnelt. Der Grundauftrag für das Milizbataillon im Ernstfall wäre der Schutz kritischer Infrastruktur im Raum Graz.

Alle Berufe vertreten

"Im Bataillon haben wir alle Berufe - vom Gynäkologen über den IT-Firmen-Geschäftsführer bis zum Maurer. Die Kenntnisse der Männer binden wir auch in unsere Fortbildungsmaßnahmen ein. Das macht den freiwilligen Dienst bei uns attraktiv", erzählt der neue Kommandant. Für Oberleutnant Alexander Aigner (29) aus Graz ist die tolle Kameradschaft der Hauptgrund, warum er sich seit zehn Jahren immer wieder zu den Milizübungen meldet. Der studierte Maschinenbautechniker ist bei "Pankl Racing" in Kapfenberg beschäftigt und kann dort auf das Entgegenkommen seines Arbeitgebers zählen. Das ist nicht bei allen Milizsoldaten so. Was Aigner von seinem Zweitberuf Soldat in den Zivilberuf mitnehmen kann? "Auf jeden Fall die Disziplin, die ist in allen Bereichen sehr nützlich", nickt der Grazer.

Oberleutnant Alexander Aigner ist Zugskommandant
Oberleutnant Alexander Aigner ist Zugskommandant © Wilfried Rombold

Am Dienstag besuchten nicht nur Journalisten, sondern auch eine Delegation mit Verteidigungsminister Mario Kunasek die Milizübung "Schutz 2018". Der Minister überprüfte dabei an der Schießanlage kameragerecht seine Treffgenauigkeit mit dem Stg77-Sturmgewehr. Bis auf einen ging jeder der zehn Schüsse ins Schwarze. "Ohne Miliz könnten wir weder die Inlands- noch die Auslandseinsätze durchführen", sagte der Minister nach lockeren Gesprächen mit den übenden steirischen Milizsoldaten. Der Schutz der kritischen Infrastruktur im Inland sei aber jene Aufgabe, die der Miliz auf den Leib geschneidert sei. Dass es an vielen Ecken und Enden noch Mängel bei Fahrzeugen und Ausrüstung gebe, sei ihm klar. Von dem von ihm genannten drei Milliarden Euro Investitionsstau beim Bundesheer in den nächsten Jahren sollten rund 200 Millionen Euro auf die Ausstattung der Miliz entfallen, sagte Kunasek: "Das muss klar sein, das brauchen wir".

Minister Mario Kunasek beim Schießen mit dem StG77
Minister Mario Kunasek beim Schießen mit dem StG77 © Bundesheer/Pusch

Denn für den übenden Soldaten sei eine moderne Ausrüstung und eine ordentliche Ausbildung eine bessere Motivation als nur das Geld, meint Kunasek. "Und unsere Leute sind motiviert, das spürt man jeden Tag", merkte Bataillonskommandant Mesicek an. Die für die Übung benötigten Fahrzeuge (es kommen lediglich normale, nicht geschützte Räderfahrzeuge zum Einsatz) musste aber auch er von mehreren Truppenverbänden in ganz Österreich "zusammensammeln".

Allentsteig-Graz

Sehen Sie im Video: Eindrücke aus dem Cockpit der AB-212 beim Rückflug von Allentsteig in die Grazer Belgierkaserne!