Am 1. Oktober startet die Eintragungswoche für das "Don't smoke"-Volksbegehren von Ärztekammer und Österreichischer Krebshilfe. Steirische Mediziner, Onkologen und eine Lungenkrebs-Patientin haben am Dienstag in Graz aufgerufen, das Volksbegehren zu unterschreiben. Rund 90.000 Unterstützungen sind aus der Steiermark gekommen, jetzt wünscht man sich zumindest eine Verdoppelung.

"Nikotin ist eine der schädlichsten Substanzen, die kommerziell verfügbar sind, trotzdem passiert nichts", ärgerte sich der Rektor der Med-Uni Graz und Onkologe Hellmut Samonigg. "Die Fakten liegen am Tisch, man kann sie überall nachlesen: Nikotinkonsum ist für 12.840 Menschen in Österreich pro Jahr die Ursache des Versterbens", hielt er fest. Er brachte einen einprägsamen Vergleich: "Es ist wie ein brennendes Hochhaus, bei dem hinten alle 41 Minuten ein Toter hinausgetragen wird, viele andere gehen ins Hochhaus und sind dem Passivrauch ausgesetzt. Und die Herrschaften stehen draußen und sagen: 'Lassen wir's brennen'."

Mit der Ein-Stunden-Regelung für neu einsteigende Gastronomie-Lehrlinge werde der Bevölkerung "lediglich Sand in die Augen gestreut", so der Med-Uni-Rektor, der jahrzehntelang als führender Onkologe tätig war. "Wir rufen alle auf, hier entgegenzusteuern. Jeder, der schon unterschrieben hat, möge bitte eine oder zwei weitere Personen gewinnen, um eine Unterschriftenzahl zu erreichen, damit die Politik nicht in der Lage ist, die Augen weiter zuzuhalten", appellierte Samonigg.

Gewaltiger Erfolg

"Wir wollen, dass die im Jahr 2015 beschlossene Novelle des Tabakgesetzes wirksam wird", betonte Herwig Lindner, Präsident der Steirischen Ärztekammer. Von den bisherigen rund 590.000 Unterstützungserklärungen stammen etwa 90.100 aus der Steiermark. Das bezeichnete Lindner, als "gewaltigen Erfolg". Die politische Festlegung sei aber, dass 900.000 Unterschriften zusammenkommen müssen, um am Ende eine verbindliche Volksabstimmung zum Rauchverbot in der Gastronomie zu erreichen, wie Lindner schilderte. "Wir appellieren, möglichst zahlreich zu unterschreiben, um die Politik zum Einlenken zu bewegen und dem Nichtraucherschutz zum Durchbruch zu verhelfen", schloss Lindner.

Die 77-jährige Gisella Ibitz ist als lebenslange Nichtraucherin am Grazer Uniklinikum wegen Lungenkrebs in Behandlung: "Passivrauchen macht krank. Ich möchte, dass anderen mein Schicksal erspart bleibt, deshalb setze ich mich für Nichtraucherschutz ein", sagte die Pensionistin. Besonders wichtig sei, "dass die Jugend darauf aufmerksam gemacht wird, wie schädlich Passivrauchen ist". Rauchen sei der Hauptauslöser für eine "Unzahl von Krebserkrankungen", betonte der Vertreter der Steirischen Krebshilfe, Herbert Stöger. Als Onkologe sei er jeden Tag mit den "brutalen Folgen des Rauchens" konfrontiert. Die aktuelle politische Diskussion bezeichnete er als "menschenverachtend".

Als Schwester des 2015 an Lungenkrebs verstorbenen Journalisten Kurt Kuch, hat es sich die Ärztin Daniela Jahn-Kuch zum Ziel gesetzt, das Vermächtnis ihres Bruders weiterzuführen: Ihre Botschaft: "Rauchen tötet. Es handelt sich um die größte vermeidbare Todesursache weltweit."

Aufregung um Minister

Samonigg kommentierte auch die Aufregung um Verteidigungsminister Mario Kunasek (FPÖ), der am Sonntag beim Hartberger Oktoberfest beim Rauchen gefilmt wurde. Der Minister hat sein Tun daraufhin in der "Kleinen Zeitung" erklärt und an Jugendliche den Appell gerichtet, erst gar nicht anzufangen: "Das ist eine der gescheitesten Äußerungen, die ich von ihm gehört habe", sagte Samonigg.

Austragungsort des Pressegesprächs war das Cafe Kaiserfeld. Diese wird übrigens ab 1. Oktober zu einer komplett rauchfreien Zone, wie es am Rande des Pressegespräches hieß. Laut einem Mitarbeiter hätten zunehmend mehr Gäste diesen Wunsch geäußert, dem man nun nachkomme. (APA)