cornelia Forstner, Leiterin des Kriseninterventionsteams Steiermark, war bei den schrecklichen Ereignissen im BORG in der Dreierschützengasse mittendrin. Die Szenen waren dramatisch, die Lage höchst-angespannt.
Nach und nach wurden die unverletzten Schülerinnen und Schüler aus der Schule gebracht und vom KIT-Team in der Helmut-List-Halle empfangen, das zuvor von der Polizei alarmiert wurde. „Das ist ein Mega-Ereignis ungeahnter Dimension“, sagte der Leiter der Schulpsychologie, Josef Zollneritsch, nachdem er in der Halle bei den betroffenen Schülerinnen und Schülern gewesen ist.
Auch Forstner berichtet von einer Ausnahmesituation, in der sie und ihr Team funktionieren mussten. Bei solchen Ereignissen gehen Teams nach Grad der Involviertheit vor: Primärbetreuer kümmern sich um jene, die beispielsweise miterlebt haben, wenn geschossen, jemand verletzt oder getötet worden ist.
Im konkreten Fall wären sofort 38 Mitglieder des KIT-Teams im Einsatz gewesen, verteilt in Kleingruppen. „Wir achten darauf, dass wir möglichst breit aufgestellt sind, ein Teil war vor Ort, andere Teammitglieder waren in den Krankenhäusern aktiv“, sagt Forstner.
Doch wie läuft ein Einsatz ab und was können Eltern aus den Erfahrungen des KIT-Teams mitnehmen? Gerade im Umgang mit Kindern ist es entscheidend, Zeit und Raum zur Verfügung zu stellen. „Wichtig ist, den Kindern genau zuzuhören, ihre Fragen ehrlich zu beantworten und nur gesicherte Informationen weiterzugeben“, rät Forstner.
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Erwachsene würden oft ihre Kinder mit Informationen überladen, das wäre jedoch kontraproduktiv. „Kinder können selbst ganz gut abschätzen, wie viel Informationen sie brauchen und wann sie sich wieder aus dem Thema herausnehmen wollen“, sagt Forstner. Beruhigend auf Kinder und Jugendliche können nun Verweise auf die hohen Sicherheitsvorkehrungen und die anhaltende Polizeiarbeit wirken. Fest steht: Der Einsatz des KIT-Teams endet nicht mit dem Tattag. Bis zu 20 Teammitglieder stehen in Bereitschaft, um auch in den kommenden Tagen Ansprechpersonen zu stellen.
Entscheidend sei es nun, Kindern ein Gefühl der Geborgenheit und Sicherheit zu vermitteln. Geordnete und geregelte Tagesabläufe würden hierbei eine große Rolle spielen. Aber nicht nur Eltern sind gefordert, auch in der Schule würden gewohnte Strukturen den Kindern eine Stütze bieten.
Es ist davon auszugehen, dass besonders auf den sozialen Netzwerken bald Videos auftauchen, die den Amoklauf zeigen. „Wenn man bemerkt, dass Inhalte konsumiert werden, sollte man mit den Kindern offen über das Gesehene sprechen und ihnen auch erklären, was genau passiert ist“, sagt Forstner.
Monika Stickler, Organisatorische Leiterin der psychosozialen Betreuung vom Roten Kreuz, fügt hinzu, dass bei jungen Betroffenen die soziale Bezugsgruppe von Gleichaltrigen, eine wichtige Rolle spielt. Erwachsenen raten Stickler und Forstner, die Ängste und Sorgen der Kinder ernst zu nehmen und nichts abzutun. Forstner sagt: „Das heißt auch, den Kindern die notwendige Zeit zu geben“.