Es könnte kaum schöner und friedlicher sein, das Wetter am Freitagvormittag am Hochplateau von Semriach nördlich von Graz. Doch das Knattern in der Luft der Hubschrauber und die vielen Einsatzfahrzeuge sprechen eine ganz andere Sprache. Am Berghang westlich der L 318, der Landstraße von Friesach nach Semriach, brach am Donnerstag ein Waldbrand aus, der mehr als bedrohlich war. 230 Feuerwehrleute mit 40 Fahrzeugen aus dem ganzen Bezirk Graz/Umgebung strömten zusammen.

Waldbrand in Semriach, Feuerwehr, Einsatz, Graz am 27.12.2024
Zwischentank am Waldrand © Klz / Stefan Pajman

„Es ist ja extrem trocken, seit zwei Wochen gab es keinen Niederschlag“, erläutert Gernot Rieger, Bezirks-/Bereichskommandant von Graz-Umgebung und als Friesacher praktisch Ortskundiger, die extreme Situation. „Das Gelände ist dort extrem unwegsam und steil, man kann nur angeseilt arbeiten“.

Waldbrand in Semriach, Feuerwehr, Einsatz, Graz am 27.12.2024
Gernot Rieger © Klz / Stefan Pajman
Mitten im steilsten Gelände loderten die Flammen
Mitten im steilsten Gelände loderten die Flammen © Buchgraber/BFVGU

In der Nacht verschafften sich die Einsatzkräfte mit zwei Drohnen einen Überblick und begannen mit dem Kampf gegen die Flammen. Eine Drohne stellte der Bereich Graz-Umgebung, eine zweite kam von Stiwoll. Zunächst wurde einmal dafür gesorgt, dass sich der Brand nicht weiter ausbreiten konnte. Die Drohnen sind mit Scheinwerfern und Wärmebildkameras ausgestattet. Ein Exemplar kostet rund 40.000 Euro. Eine 1,5 Kilometer lange Zubringerleitung führte zu einem 10.000-Liter-Tank, von dem aus dann zwei weitere Leitungen zu je 500 Meter ausgingen. Das Wasser diente nicht zuletzt auch dem Selbstschutz. Eine Drehleiter wurde eingesetzt, um im felsigen Bereich bei der Straße überhaupt zum Brandgeschehen vordringen zu können. „Zunächst haben wir ja nicht genau gewusst, wo es brennt“, berichtet Einsatzleiter Gernot Mandl von der FF Semriach.

Waldbrand in Semriach, Feuerwehr, Einsatz, Graz am 27.12.2024
Einsatzzentrale © Klz / Stefan Pajman

Die Gefahr bestand, dass in der stockfinsteren Nacht in dem extrem steilen, felsigen Gelände, das mit glattem Laub bedeckt ist, es zu Unfällen kommt oder dass Feuerwehrleute plötzlich von Flammen umschlossen werden. „Es gibt hier auch keine Forststraßen“, so Rieger. Die Schläuche schlängeln sich über Felsen und Wurzeln, ein Abrutschen war jederzeit möglich. Zum Teil mussten auch Bäume gefällt werden, um die Zufahrt zu ermöglichen.

Waldbrand in Semriach, Feuerwehr, Einsatz, Graz am 27.12.2024
© Klz / Stefan Pajman

Gegen fünf Uhr war dann der offene Brand soweit unter Kontrolle. Ab 7.30 Uhr unterstützen dann Hubschrauber des Innenministeriums und des Verteidigungsministeriums die Brandbekämpfung. Sie flogen im Fünf-Minuten-Takt kübelweise Löschwasser von Semriach zur Brandstelle, die gut einen Kilometer davon entfernt liegt. An dem milden Freitag zog das viele Schaulustige an, die sich alle über die kleine Umleitungsstraße hinauf nach Semriach quälten und dabei zum Teil auch die Einsatzkräfte behinderten. Im Laufe des Freitags hofft man, die restlichen Glutnester noch löschen zu können. Es sind derzeit noch rund 100 Einsatzkräfte am Werk, davon immer etwa 35 gleichzeitig direkt in dem felsigen Wald, der zum Gehöft von Georg Laban gehört, der dort ein Wildgehege betreibt.

Waldbrand in Semriach, Feuerwehr, Einsatz, Graz am 27.12.2024
© Klz / Stefan Pajman

Ein ganz anderer, willkommener Besuch war dann freilich Freitagmittag Landeshauptmann Mario Kunasek. Es war sein erster „Einsatz“ in einem Katastrophenfall seit seinem Amtsantritt. Kunasek zeigte sich von den Leistungen der Einsatzkräfte beeindruckt und ließ sich vor Ort von den Verantwortlichen und von Landesfeuerwehrkommandant Reinhard Leichtfried die Lage erklären. Er dankte den freiwilligen Einsatzkräften für ihr Engagement.

Schwierige Situation in stockfinsterer Nacht
Schwierige Situation in stockfinsterer Nacht © Buchgraber/BFVGU

Zum Glück war es zu keinen Verletzungen oder anderen Schäden gekommen. Aufgrund von Augen- bzw. Ohrenzeugen ist man sich ziemlich sicher, dass der Brand durch Feuerwerkskörper ausgelöst sein dürfte. Deshalb schloss sich auch der Landeshauptmann der Bitte von Bezirkskommandanten Gernot Rieger an, dass die Leute vor und zu Silvester extrem vorsichtig sein sollen.

© KLZ / Norbert Swoboda