Es klebt an uns wie eine zweite Haut, laut kürzlicher Umfrage nimmt jeder zweite Österreicher sein Handy sogar mit aufs Klo. Wie sollte es bei Kindern anders sein? Nur: In der Schule werden Jugendliche durch ihr Smartphone leicht abgelenkt. Spielereien würden den Unterricht stören, berichten Lehrkräfte. Das führt immer wieder zu Debatten um ein Verbot.
Appell für „handyfreie Zonen“
Der Grazer Bildungsstadtrat Kurt Hohensinner (ÖVP) sagt deutlich: „Persönlich bin ich auf Volksschulebene für ein Handyverbot, dabei müssen die Mobiltelefone vor Unterrichtsbeginn in den Spind gelegt werden. Unterrichtsräume und Pausen sind handyfreie Zone. Die Lehrer entscheiden, ob und wie das Handy im Unterricht eingesetzt wird.“ Doch die gesetzliche Handhabe liegt nicht bei ihm. Die Entscheidung müsste von Land oder Ministerium (das bisher nur Empfehlungen abgab) fallen.
In der Steiermark ist der Stand der Dinge, dass an einem Entwurf zu einem Handyverbot gearbeitet wird. Ob hier nach Ende der Verhandlungen zwischen FPÖ und ÖVP die gleiche Gangart eingeschlagen wird, bleibt abzuwarten. Die FPÖ will sich aktuell nicht äußern, aus dem Büro von Bildungslandesrat Werner Amon (ÖVP) sind diesbezüglich keine Neuigkeiten zu erfahren.
Schulen schaffen sich eigene Spinde an
Viele Schulen haben bereits Handy-Spinde. Die Schülerinnen und Schüler müssen ihre Smartphones dort ablegen. „In der Oberstufe wird auf Eigenverantwortung gesetzt, aber wir haben jetzt auch Handylocker ab der 5. Klasse installiert, weil wir gesehen haben, wie viel Suchtpotenzial vorhanden ist“, erklärt Direktor Nikolaus Holzapfel vom Lichtenfels Gymnasium in Graz. Auch in der Pause bleiben die Handys weggesperrt.
Man will den Kindern Ruhezeiten vom Handy gönnen. „Nach Corona, wo die Schüler sämtliche, digitale Begleiter hatten, war das Selbstverständnis so groß“, sagt Holzapfel. Die Kinder hätten die Smartphones nicht mehr aus der Hand gelegt.
Eigene Elternabende
Der Direktor setzt auf Elternarbeit, schon vor Schuleintritt wird zu Elternabenden geladen. Dort erklärt ein Psychotherapeut, was ständiger Handy-Konsum im Gehirn auslöst, eine Cybermobbing-Expertin macht auf Gefahren, etwa in sozialen Medien, aufmerksam. „Und wir erklären den Eltern die Handhabe von Apps und Sicherheitseinstellungen“, sagt Holzapfel.
Im Akademischen Gymnasium Graz handhabt Direktor Franz Hasenhütl das für die ersten bis vierten Klassen gleich. „Wir wollen ,echte‘ Kommunikation in den Pausen ermöglichen und der Unterricht soll ablenkungsfrei sein.“ Die Eltern werden ebenso einbezogen mit Elternabenden zu „Safer Internet“. Auch am Gymnasium in Leibnitz muss in der Unterstufe das Handy abgegeben werden, bestätigt Direktor Josef Wieser.
Richtiger Umgang soll gelernt werden
Im Fach „Digitale Grundbildung“ werde natürlich der verantwortungsvolle Umgang von Handys mit den Kindern besprochen, sind sich die Direktoren einig. Marco Krätschmer, Schulleiter des Pflichtschulclusters Judenburg, betont diese Notwendigkeit ebenfalls. In Judenburg gibt es zwar „noch keine Handy-Spinde, aber wir überlegen, welche anzuschaffen.“ Derzeit gilt: Handy ausschalten und in die Schultasche, bis die Schule aus ist.
Auch Smartwatches als Problem
„Ein Problem, das wir vor allem in der Unterstufe hatten, waren Smartwatches. Da mussten wir den Eltern deutlich erklären, dass sie nicht ihre Kinder am Vormittag anrufen, damit das den Unterricht nicht stört“, sagt Krätschmer. Die Lage habe sich nun verbessert.
„Unterstützend wäre gut, wenn es gesetzliche Regelungen zum Umgang mit Handys an Schulen gibt“, sagt Nikolaus Holzapfel. „Etwa für den Verlustfall. Eine Handyabnahme beim Widersetzen funktioniert ja jetzt auch nur in Rückkopplung und Einvernehmen mit den Eltern.“