Unter dem Christbaum von Valeria Ocana-Sandoval könnte ein unschönes Geschenk liegen, eine Kündigung – aber nicht, weil der Kindergartenpädagogin fehlerhaftes Benehmen angekreidet wird, sondern wegen bürokratischer Mühlen.
Seit Jahren berufstätig
Von Anfang an: Die 61-jährige Frau stammt aus Guatemala, dort hat sie die Ausbildung zur Elementarpädagogin absolviert. Danach lebte sie in Kalifornien, wo sie „Human Development“ mit Fokus auf Erziehung studierte und 18 Jahre in der Elementarbildung tätig war. Seit zehn Jahren wohnt die Pädagogin in Graz, der Liebe wegen. Einen Aufenthaltstitel besitzt sie durch ihren Mann. Seit sieben Jahren arbeitet Ocana-Sandoval in Grazer Kindergärten, seit fünf Jahren im interkulturellen Marienkindergarten der Caritas. „Ich liebe meinen Job und die Kolleginnen“, sagt sie.
Bürokratisches Hin und Her
Doch die Caritas muss sie nun möglicherweise entlassen. Der Grund: Als Valeria letztes Jahr in der Sommerschule aushalf, meinte das Land plötzlich, dass bei ihrer Nostrifikation (Anerkennung ausländischer Zeugnisse für den Beruf) etwas fehle. Ein bürokratisches Hickhack mit dem Ministerium begann, bis jetzt ohne Ergebnis.
„Als ich vor fünf Jahren angefangen habe, gab es keine Probleme“, erklärt Ocana-Sandoval, die sich diskriminiert fühlt. Sie sei engagiert – leiste Mehrstunden, wann immer nötig. Daniela Grabovac, Leiterin der Antidiskriminierungsstelle Steiermark, sagt: „Wir hatten unlängst einen ähnlichen Fall mit einer Krankenschwester aus Bosnien. In Österreich bekam sie keine Nostrifikation, in Deutschland nach drei Monaten.“
Das Skurrile im jetzigen Fall: Ocana-Sandoval wurde ja bereits angestellt. „Vor fünf Jahren nahmen wir sie in den Personalschlüssel auf, was für die Personalkostenförderung durch das Land wichtig ist. Das bekamen wir genehmigt“, sagt Rolf Spiegel, Caritas-Bereichsleiter für Bildung. Ihm steht die unliebsame Aufgabe der Kündigung bevor, wenn sich die Sache nicht klären lässt. Denn die Caritas hängt als privater Träger von den Förderungen des Landes ab. Laut Bildungslandesrat Werner Amon (ÖVP) sind diese derzeit ganz normal aufrecht.
Ministerium „bemüht um Lösung“
„Der pädagogische Beruf ist reglementiert, da kommt es immer wieder zu Schwierigkeiten“, weiß Alexandra Köck von „Zebra“. Der Verein berät (als eine von vier bundesweiten „Anlaufstellen für Personen mit im Ausland erworbenen Qualifikationen“) Ocana-Sandoval. Köck erklärt, dass es natürlich Unterschiede zwischen Ausbildungen gäbe, aber man in Österreich oft lange auf die Anerkennung warte.
Vom Bildungsministerium – in der konkreten Situation für die Anerkennung zuständig – heißt es, man sei „bemüht um eine Lösung“ und darum, „Ungereimtheiten aus dem Weg zu räumen“. Man sei in ständigem Austausch mit der Dame, um alle Dokumente zu erhalten. Laut der Pädagogin habe sie alles eingereicht. Wie lange Nostrifikationen im Schnitt dauern, ist laut Ministerium schwer abschätzbar, da es sich um individuelle Verfahren handle.
Ausnahmeregel möglich?
Spiegel als auch Grabovac würden sich einstweilen eine Ausnahmegenehmigung für die 61-Jährige wünschen. „In der momentanen Personallage könnten wir jeden brauchen“, sagt Spiegel. Laut dem Land wäre eine Option, Ocana-Sandoval über die Dispensregel (spezielle Vertretungsregel) – bis zum Erhalt des Nostrifikationsbescheids durch das Ministerium – einzusetzen.
Laut Landesrat Amon wurde aber bislang kein Antrag dazu eingereicht. Sollte ein Ansuchen gestellt werden, werde man es prüfen. Die Caritas will dies nun machen. Eine Ausnahme wäre zumindest eine interimistische Lösung bis zur richtigen Nostrifikation. Valeria Ocana-Sandoval darf noch auf ein Weihnachtswunder hoffen.