Mit rund zweimonatiger Verspätung geht die internationale Wettkampfsaison der Eisschnellläufer dieses Wochenende mit den Europameisterschaften los. Schauplatz ist diesmal wie noch drei weitere Male bis Mitte Februar Heerenveen. Das niederländische Mekka der Kufen-Flitzer wurde auch für zwei Weltcups an den beiden Wochenenden danach sowie für die Einzelstrecken-WM in der zweiten Februar-Woche ausgewählt, um Reisetätigkeiten und die Corona-Ansteckungsgefahr gering zu halten.

Österreichs Hoffnungen liegen wieder einmal bei Vanessa Herzog. Die Anreise mit ihrem Ehemann und Manager Thomas Herzog erfolgte bereits Ende November. Der Grund dafür leuchtet ein. "Wir wollen den Vorteil, in einem holländischen Team zu sein, nützen", hatte Thomas Herzog die frühe Anreise begründet, "und uns auf dem Eis, auf dem alles entschieden wird, vorbereiten." Nach wochenlanger Unterkunft in einem gemieteten Häuschen ging es am Montag in eine sechs Wochen dauernde "Blase".

Um die 20. Medaille für Österreich

Vanessa Herzog ist auf kontinentaler Ebene besonders erfolgsverwöhnt. Vor drei Jahren holte sie im Einzelstrecken-Format Gold, Silber und Bronze, im Jahr danach Gold im Sprint-Vierkampf und im Vorjahr immerhin Silber über ihre Paradedistanz 500 m. Nun geht es gemäß dem Wechsel-Rhythmus wieder um Vierkampf-Ehren bzw. um Österreichs insgesamt 20. Medaille in der 130-jährigen EM-Geschichte. Zu den absoluten Favoritinnen zählt Herzog wegen der Corona-Auswirkungen diesmal aber nicht.

"Mir fehlen ein wenig die Stunden auf der Inline-Bahn und auf dem Eis, im Vergleich zur Konkurrenz aus Holland, Russland, etc.", sagte die 25-Jährige. "Die EM nehme ich aus dem Training mit, ohne große Medaillenchancen und will dabei zwei, drei gute Strecken laufen." Herzog hofft aber, schon bei den Weltcups besser in Form zu sein und anschreiben zu können, ehe die Weltmeisterschaften der Höhepunkt für sie sind. "Da hole ich hoffentlich eine Medaille über die 500 m."

Auf die WM ausgerichtet

Thomas Herzog bestätigte Österreichs "Sportlerin des Jahres 2019": "Bei der holländischen Qualifikation haben wir böse erlebt, wie sehr wir noch aufholen müssen nach der schwierigen Vorbereitung. Andere haben trainiert, wir haben permanent improvisiert. Der Unterschied zwischen den Top-Nationen und kleineren Ländern ist durch Corona vergrößert worden. Der Formaufbau bei uns ist auf die WM ausgerichtet und Vanessas Performance hat sich in den Wochen hier in Holland gut entwickelt."

Der Start und die Rundenzeiten seien kontinuierlich verbessert worden. "Von den Zeiten her bin ich jetzt so schnell wie in meiner besten Saison", verriet die 500-Weltmeisterin von 2019 und vermittelte damit Zuversicht für den weiteren Saisonverlauf. Neben ihr wird Gabriel Odor die österreichischen Farben bei den Europameisterschaften vertreten. Die Startzeiten am Samstag über 500 bzw. 1.000 m lauten 15.35 und 16.35 Uhr, am Sonntag, 15.25 und 16.30 (durchwegs live ORF Sport +).