Es schwang Verzweiflung mit, als Österreichs bester nordischer Kombinierer Johannes Lamparter vor dem Heim-Weltcup in Ramsau am Wochenende vor Weihnachten sprach. Ganz genau wisse er nicht, warum es nicht klappt – vor allem auf der Schanze. Drei Wettkämpfe später ist alles anders. „Ich bin sprachlos. Das ist ein unglaublicher Tag“, jubelte der Tiroler. In der Ramsau kombinierte er vor Weihnachten auf Rang zwei, im estnischen Otepää sprang er auf den ersten Rang. Sprang deshalb, weil beim Massenstart zuerst langgelaufen und dann gesprungen wird. „Ich habe überhaupt nicht damit gerechnet. Massenstarts sind sprunglastig und aktuell habe ich meine Stärke ganz klar in der Loipe.“

Lamparter nutzte aber ein kurzes, sehr gutes Windfenster – und während ein Konkurrent nach dem anderen abstürzte und gar aus den Punkterängen fiel, zog Lamparter durch. „Ich kann es noch gar nicht richtig analysieren. Scheinbar habe ich ihn gut getroffen und dann mit Selbstvertrauen durchgezogen.“ Wie in der Vorsaison feierte Lamparter im ersten Wettkampf nach Ramsau den ersten Saisonsieg – und startete wieder perfekt ins neue Wettkampfjahr. Wie in der Vorsaison verzichtete Dominator Jarl Magnus Riiber auf die ersten Wettkämpfe im neuen Jahr.

Den ersten Saisonsieg der ÖSV-Kombinierer musste Lamparter aber nicht alleine bejubeln. Thomas Rettenegger, Spezialist auf der Schanze, kombinierte auf den dritten Rang. Das bisher beste Weltcup-Ergebnis des 22-Jährigen war ein 22. Platz. „Ich war dank Topmaterial vorne mit dabei und habe nicht zu viel Zeit verloren. Dann habe ich mich auf mich konzentriert“, sagt Rettenegger. Mit Rang drei hat er wieder Druck auf den kleinen Bruder gemacht. Junioren-Weltmeister Stefan Rettenegger ist zwei Jahre jünger und hatte mit Rang fünf in Ruka das bisher beste Familienergebnis stehen. „Ich kann den Kleinen ja nicht alleine lassen“, sagte der große Bruder in der Ramsau, als er aufzeigte und mit der Spitzengruppe – und seinem Bruder – ins Langlaufrennen startete.
Ohne Bruder – aber mit Lamparter, Franz-Josef Rehrl (8.), Lukas Greiderer (17.), Jakob Kolb (23.) und Manuel Einkemmer (26.) – findet heute in Otepää ein Gundersen-Bewerb statt (10/14.30 Uhr). Da zählt Lamparter wieder zu den großen Favoriten. Und auch auf Rettenegger werden die Augen gerichtet sein. „Ich nehme mir nicht zu viel vor, gebe einfach mein Bestes.“

Das werden auch wieder die Kombiniererinnen um Lisa Hirner, die nach dem Langlaufen beim Massenstart Fünfte und in guter Ausgangsposition war (11.30/13.45 Uhr). Der Bewerb der Frauen wurde nach nur wenigen Springerinnen wegen zu starken Windes abgebrochen. In Zeiten, in denen die Frauen um die olympische Anerkennung kämpfen, kein gutes Zeichen, dass die Herren eine Stunde später springen konnten.