Gelingt Karl Geiger heuer der ersehnte Tourneesieg für die deutsche Mannschaft? Nach dem kuriosen Wettkampf in Oberstdorf stehen die Zeichen gut. Wenn Nervenstärke und Konstanz derzeit einen Namen tragen, dann den des Skiflug-Weltmeisters. Vom Erfolg in Planica war er zur Geburt seines Kindes gereist, kam dann in Quarantäne und feierte nun auf seiner Heimschanze ein fulminantes Comeback. Der Druck, der auf ihm lastete, war mit Sicherheit immens, doch der Deutsche ließ sich nicht einmal vom Rückenwind beirren.

Dass sich auch die weiteren Favoriten in Oberstdorf unter den Top-Sechs platziert haben, war für mich keine Überraschung. Wie ihre Platzierungen zustande kamen, teilweise schon. Kamil Stoch war schon vor dem Aus gestanden und katapultierte sich dann aufs Podest. Zum Glück durften die Polen doch starten, der sportliche Wert hätte sonst definitiv gelitten. Markus Eisenbichlers Aufholjagd beflügelte sicher auch seinen Teamkollegen Geiger.

In Oberstdorf war mentale Stärke entscheidend, weil der Anlauf in Bezug auf den Rückenwind absolut am Limit war. Viele Springer ließen sich dazu verleiten, mehr Kraft einzusetzen und mehr Körperspannung aufzubauen. Dadurch geht das Gefühl für die Feinjustierung der automatisierten Bewegung verloren, der Oberkörper wird zu stark eingesetzt. Der Bewegungsablauf wirkt verkrampft und der Springer wird zusätzlich in der Luftfahrt gebremst. Genauso erging es Michael Hayböck, der das Finale verpasste.

Insgesamt durften die ÖSV-Adler aber mit ihrer Mannschaftsleistung zufrieden sein. Für einen möglichen Tourneesieg kommt für mich allerdings nur noch Stefan Kraft infrage. Hoffentlich kann er den „Garmisch-Fluch“, der die Österreicher in den letzten Jahren verfolgte, dieses Mal durchbrechen. Mit neuem Trainer und neuem Fokus stehen die Chancen gut.