Auf der „Skiflugschanze der Gebrüder Gorisek“, wie der mächtige Bakken im slowenischen Planica übersetzt heißt, wird ab Freitag um die Weltmeistertitel im Einzel und im Team geflogen. Bereits heute geht es mit zwei Trainingssprüngen sowie der Qualifikation (ab 16 Uhr) los. Und es wird für Österreichs „Adler“ ein erster richtungsweisender Tag. Denn Cheftrainer Andreas Widhölzl, der sich wie seine Schützlinge Stefan Kraft, Michael Hayböck, Philipp Aschenwald und Gregor Schlierenzauer rechtzeitig für die Weitenjagd von seiner Corona-Erkrankung fit gemeldet hat, muss nach dem Training entscheiden, welchen vier Athleten er grünes Licht für die WM gibt.

Mit an Bord sind auch Clemens Leitner und Timon-Pascal Kahofer, „da bis zu unserer Abreise nicht klar war, ob alle Springer der ersten Trainingsgruppe dabei sein können“, sagt Widhölzl, der die Corona-Turbulenzen rund um den „Adler-Horst“ als „suboptimale Vorbereitung für eine WM“ bezeichnet. „Aber alle freuen sich, dass sie wieder gesund sind und auf dem Balken sitzen können. Der Vorteil ist, dass jetzt alle ausgerastet sind.“ Nicht dabei ist hingegen Daniel Huber. Österreichs bisher bester Springer in dieser Saison (Dritter in Wisla, Zweiter in Nischni Tagil) fristet sein Dasein wie Jan Hörl nach einem positiven Corona-Test derzeit in Quarantäne.

Großes Aufatmen herrscht bei Stefan Kraft. Der Weltrekordhalter bekam von den Ärzten im letzten Moment das Okay für einen Platz im Fliegerteam. „Die Vorbereitung ist sicher nicht ideal, aber noch eine Woche warten hat auch keinen Sinn. Ich möchte nicht länger zu Hause sitzen und mir die WM im Fernsehen anschauen, mit dem Wissen, dass ich eigentlich dabei sein könnte. Dafür brenne ich zu sehr für meinen Sport und das Skifliegen ganz besonders“, sagt der Pongauer.

Dass der 28-Jährige fast drei Wochen keinen Sprung absolviert hat, sieht ÖSV-Sportdirektor Mario Stecher nicht als Problem. „Krafti hat wie Michi Hayböck oder Gregor Schlierenzauer die Klasse und Erfahrung, dass zwei Trainingssprünge und die Qualifikation reichen, um wieder zur Form zu finden.“ Trotz der alles anderen als idealen Vorbereitungen erwartet sich der Steirer von der Mannschaft eine Medaille. „Das muss das Ziel bei einem Großereignis sein. Und wir haben einige Athleten, die zu den Besten der Welt zählen.“

Vom Krankenbett auf die Schanze

Dazu gehört auch nach wie vor Schlierenzauer. Der Tiroler ist Österreichs letzter Skiflug-Weltmeister (Oberstdorf 2008) und landete 2018 in Planica bei sagenhaften 253,5 Metern, musste dann allerdings in den Schnee greifen. Seine Erwartungen? „Es geht jetzt quasi direkt vom Bett auf die größte Schanze der Welt. Da heißt es, schnell den Rhythmus zu finden.“

Obwohl sich die Athleten für seine Wiedereinstellung ausgesprochen haben, ist für Stecher übrigens das Thema rund um die Entlassung von Co-Trainer Robert Treitinger, der die Corona-Regeln missachtet hatte, abgeschlossen. „Arthur Pauli wird diese Aufgaben übernehmen.“