Die Nachricht kam überraschend, als dieser Tage bekannt wurde, dass Christian Kathol mit Ende Juli sein Amt als FIS-Kontrolleur der Skisprungsparte niederlegen wird. Dass dieser Schritt womöglich mit dem bei der WM in Trondheim enthüllten Anzugskandal rund um das norwegische Team im Zusammenhang steht, dementiert der Kärntner: „Ich habe den Entschluss bereits Anfang Februar, also vor Trondheim, gefasst. Das hat einen rein familiären Hintergrund.“
So sei der Job extrem zeitintensiv. „Während der Saison war ich jede Woche von Mittwoch bis Sonntag- oder Montagabend fort. Aber meine Mutter ist jetzt 87 Jahre alt und alleine im Haus. Sie braucht meine Hilfe“, erklärt der Pogersdorfer, der sich zudem gerade einem Eingriff am Knie unterziehen musste. „Im September folgt die OP am anderen Knie – auch das spielte bei meiner Entscheidung hinein.“
Wer das heikle Amt von Kathol übernehmen wird, ist noch nicht bekannt, „aber ich bin ja nicht ganz weg. Man hat mich gefragt, ob ich nicht in irgendeiner Form dabeibleiben kann. Und in der kommenden Saison werde ich bei der Kontrolle schon noch aushelfen. Danach werde ich vielleicht wieder Technischer Delegierter. Mein Herz fürs Skispringen wird nie aufhören zu schlagen“, lächelt der 59-Jährige.
Wann die FIS das mit Spannung erwartete Ergebnis der Untersuchung im Anzugskandal veröffentlichen wird, kann Kathol nicht sagen. Dafür bestätigt der Österreicher, dass man hinsichtlich Verbesserung künftiger Kontrollen auf Hochtouren arbeiten würde. So wurde auch Mathias Hafele, der 17 Jahre beim ÖSV und zuletzt drei Jahre beim polnischen Verband im Materialbereich gearbeitet hat, von der FIS als Experte an Bord geholt.
Der neuen Regel, dass die Athleten erst 30 Minuten vor dem Wettkampf ihre Anzüge ausgehändigt bekommen und diese spätestens 30 Minuten nach dem Bewerb wieder abgeben müssen, kann Kathol nicht viel abgewinnen. „Dahinter steckt eine große Verantwortung. Was, wenn es beim Transport einen Unfall gibt, Anzüge nass werden oder verloren gehen? Außerdem reicht auch eine halbe Stunde, um einen Anzug zu manipulieren“, erinnert der Österreicher an das heurige Skifliegen in Planica, wo ein junger Slowene disqualifiziert wurde. „Im Nachhinein hatte er zugegeben, den Anzug vor dem Sprung gedehnt zu haben. So etwas dauert nicht länger als ein bis zwei Minuten.“
Daher plädiert Kathol auch für abschreckendere Strafen: „Wenn man schwindelt, muss es schwerwiegendere Konsequenzen haben, als nur für den einen Bewerb disqualifiziert zu werden.“ Die Arbeit der Kontrolleure sei ohnehin schon ein Kampf gegen Windmühlen. „Manche Nationen haben zehn bis zwölf Mitarbeiter in der Entwicklungsabteilung. Das ist für die FIS wie beim Doping, wo die Jäger auch immer hinterherlaufen.“
Die Idee, nur noch hautenge Anzüge wie bei den Skifahrern zu erlauben, hätte es bereits gegeben. Kathol: „Das waren die Anzüge mit Nulltoleranz. Das Problem dabei: Die Athleten waren, im Anlauf, in der Luft und bei der Landung zu schnell. Deshalb hat man es wieder verworfen.“ Fix ist laut dem Kärntner, dass alle künftigen Entwicklungen und Änderungen im Materialbereich für die Zeit nach Olympia 2026 ausgerichtet sind. „Das kann man nicht in so kurzer Zeit realisieren, da müssen auch die Hersteller miteinbezogen werden. So ein Prozess nimmt ein- bis eineinhalb Jahre in Anspruch.“