Unglaublich, dieser Johannes Strolz! Nach seiner Sensation-Goldmedaille in der Kombination legt der 29-jährige Vorarlberger im Slalom nach und gewinnt die Silbermedaille. Und das nach Führung zur Halbzeit. Doch im zweiten Lauf startete der Franzose Clement Noel einen "Generalangriff" und fuhr noch zum Sieg, Strolz aber behielt die Nerven, brachte Silber ins Ziel und verhinderte damit ein österreichisches Debakel. Die Bronzemedaille ging an Weltmeister Sebastian Foss-Solevaag (+0,70).

Der Druck auf Strolz war aber enorm - denn auf seinen Schultern lastete es auch, ein Debakel der Österreicher zu verhindern. Denn als er ins Rennen ging, war Marco Schwarz der einzige ÖSV-Läufer im Ziel, da noch auf Rang 16. Und der Vorarlberger ging erstmals als Halbzeitführender in ein Rennen. "Ich bin stolz auf mich, dass ich so starke Nerven gezeigt habe, es war ja das erste Mal, dass ich auf so großer Bühne in Führung war."

"Papa, jetzt sind wir an Medaillen gleich"

Und wie schon in der Kombination, als er 34 Jahre nach Vater Hubert Gold geholt hatte, kreisten auch vor dem zweiten Lauf die Gedanken um den Papa. "Ich habe viel an Papa gedacht", bekannte Strolz, "der hat ja in Calgary auch Gold und Silber gemacht. Wenn auch im Riesentorlauf", sagte der Mann aus Warth und richtete via ORF-Interview den vielleicht schönsten Gruß an die Heimat aus: "Papa, jetzt sind wir an Medaillen gleich! Ich freue mich auf dich, auf die Familie, auf meine Freundin!"

Das Rezept für ihn war klar: "Ich habe mich einfach auf meine Sachen konzentriert. Ich weiß, dass ich perfektes Material habe, ein super Team habe. Da ist es nicht so schwer, dass man sich nur auf seine Sachen konzentriert." Aber, vielleicht sogar noch wichtiger: "Ich habe Gold gehabt und daher gewusst: Ich fahre als Sieger hier weg." Wie wahr. 

Das Märchen Strolz, es erfuhr ein weiteres Kapitel: Kaderlos im Sommer, ein Qualifikationsrennen auf der Reiteralm im November, "das war der Druck, wo es um die Existenz ging. So gesehen war der Druck hier ein angenehmer." Und dann ging es dahin: Erster Weltcupsieg in Madonna di Campiglio, Qualifikation für Olympia, Gold in der Kombination. Und schließlich gewann er nun auch noch Silber - und verlor keineswegs Gold. Obwohl er lächelnd gestand: "Ich war überraschend wenig nervös in der Pause, hab' mir sogar gedacht, dass ich einmal in Schwung kommen sollte."

Matt scheiterte früh

Die Hoffnungen von Michael Matt Hoffnungen auf eine zweite Olympia-Medaille nach Bronze 2018 waren im zweiten Lauf schon nach dem dritten Tor beendet: Der Tiroler, nach Lauf eins mit Rang sieben noch in aussichtsreicher Position, weil nur vier Zehntel zurück, rutschte aus und fiel aus.

Feller in Lauf eins out, Schwarz zurück

Schon im ersten Lauf hatten Manuel Feller und auch Marco Schwarz ihre Hoffnungen begraben müssen. Feller, der schon im Riesentorlauf seine Probleme mit Verhältnissen, Wind und Wetter hatte, fädelte im ersten Lauf ein und stapfte wütend aus dem Zielraum, erklärte dann: "Ich hatte ein bisschen zu wenig Grip, da hätte ich mehr Risiko gehen können, was das Material betrifft." Mit jedem Trainingstag hätten sich die Bedingungen geändert. "Am Anfang war es sehr schnittig und aggressiv, mit dem Schneefall hat es das Ganze glatter gemacht. Auf einmal hat es wieder minus 25 Grad und Wind und war wieder richtig spröde. Und jetzt, mit dem Rutschen und der Bewegung auf der Piste, ist es wieder glatter geworden."

Und Schwarz? Fand auch im ersten Lauf nicht zu seinem "Flow", verlor über zwei Sekunden. "Es ist schwierig, wenn man immer wieder einen auf die Hupe bekommt. Und ich habe schon wieder einen auf die Hupe bekommen", meinte er nach Lauf eins nahezu verzweifelt. "Das muss katastrophal ausgeschaut haben. Angefühlt hat es sich richtig, richtig schlecht. Ich habe im Training versucht, alles auszureizen, ich habe am Materialsektor sehr viel probiert, aber es will nicht sein."

Licht am Ende des Tunnels

Zumindest in Lauf zwei gab es aber doch noch Licht am Ende des Tunnels. Da konnte er mit den schnellsten wenigstens mithalten. "Das hat sich wenigstens schon besser angefühlt. Ich habe ein Modell benützt, dass daheim gut funktioniert hat, hier aber bisher noch nie ..." Sein Wunsch, noch Punkte für die Slalom-Weltrangliste zu machen, blieb allerdings unerfüllt, die bekommen nur die besten 15; Schwarz wurde letztlich 17., unmittelbar hinter Alexis Pinturault, der ebenso zu den Verlierern dieser Spiele zählt.