"Ich hatte ständig Existenzängste vor dem Start. Das macht es ungemein schwer, sich nur auf seine Aufgabe zu konzentrieren. Diese Zeit ist nun zum Glück vorbei", strahlte Stefan Brennsteiner nach Rang drei im Riesentorlauf in Kranjska Gora, "mit dem Resultat habe ich bewiesen, dass der dritte Platz in Bansko keine Eintagsfliege war. Dazu fühlt es sich extrem gut an, nicht mehr nur ein Statist bei einem Rennen zu sein." Der Salzburger musste sich nur Loic Meillard (SUI) und dem entfesselt fahrenden Marco Odermatt (SUI) geschlagen geben.

Warum es plötzlich so gut läuft, kann der 29-Jährige "selbst nicht genau erklären. Bei mir passen im Moment das Setup und seit Bansko auch die Sicherheit und das Selbstvertrauen. Wie man sieht, kann es im Skirennsport sehr schnell gehen. Ich hatte zwar im Jänner schon ein gutes Gefühl beim Fahren, aber die Ergebnisse passten nicht dazu. Dass ich jetzt etwas anderes mache als vor einigen Wochen, kann ich nicht sagen. Ich glaube nur mehr an mich und mein Können."

Brennsteiner gab auch zu: "Wenn es in Bansko und hier in Kranjska Gora nicht so gut gelaufen wäre, ich mich nicht für das Weltcup-Finale hätte qualifizieren können, wären schon Gedanken an ein Karriereende aufgekommen. Jetzt sieht es ganz anders aus." Ein Grund dafür ist Marco Schwarz: "In Adelboden habe ich Marco beobachtet, wie er vor dem Rennen bei sich war, sich ganz entspannt auf die Arbeit vorbereitet hat und ihn links und rechts alles kaltgelassen hat. Den Weg muss ich auch für mich finden. Da ist ein Perfektionist bin, versuche ich echt fast Tag und Nacht an mir zu arbeiten."

Auch ÖSV-Cheftrainer Andreas Puelacher lobt seinen Schützling: "Jetzt ist er wirklich an der Spitze angekommen. Er wurde so oft von Verletzungen zurückgeworfen, nun hat er die Sicherheit, die er braucht, um sein volles Leistungspotenzial abrufen zu können." Teamkollege Manuel Feller gönnt "Brandy den Erfolg. Er hat es sich verdient, weil er so lange darauf warten musste." Der Tiroler selbst belegte Rang neun: "Mit dem Ergebnis bin ich zufrieden, ich kriege immer mehr Selbstvertrauen. Das war heute der erste Riesentorlauf, bei dem ich nach dem Aufstehen gedacht habe - heute bin ich mit jeder Faser meines Körpers bereit, ich muss mir keine Sorgen wegen meines Rückens machen."

Für den "Auftritt des Tages" sorgte Sieger Odermatt. Der 23-jährige Schweizer zeigte im Finale einen Fabellauf, nahm Alexis Pinturault - er wurde Vierter - die Führung im Riesentorlauf-Weltcup ab, rückte dem Franzosen im Gesamt-Weltcup auf 31 Punkte nahe. Österreichs Asse kommentierten Odermatts Auftritt so. "Was hat der Verrückte gemacht, der zertrümmert das gesamte Feld", staunte Brennsteiner. Feller und Roland Leitinger standen im Ziel, beobachteten Odermatts Fahrt und sahen sich danach "fassungslos an. Er hat uns heute gezeigt, was man auch mit einer hohen Startnummer aus der frühlingshaften Piste herausholen kann."