Der Präsident war doch noch gekommen. Ungeimpft zwar – aber Peter Schröcksnadel nicht bei einer WM? Das wäre doch nicht gegangen. Auch wenn es nur ein Kurzbesuch war, der 79-Jährige erlebte dabei einen historischen Tag, wie er selbst sagte. „Es ist kein Geschenk für mich, aber es war zweifellos eine großartige Leistung“, meinte der Tiroler, „denn wir haben ja vorher mit Hermann Maier nur einen einzigen Doppelweltmeister gehabt, Bode Miller hat das auch geschafft. Deshalb hat Vinc Geschichte geschrieben. Und weil er nur eine Hundertstelsekunde voranliegt, hat er gleich noch einmal Geschichte geschrieben“, meinte Schröcksnadel. Wie wahr, denn noch nie wurde eine WM-Abfahrt so knapp entschieden.

Kriechmayr ist es auch im Alleingang, der den Präsidenten bisher so zufrieden bilanzieren lässt: „Wir haben zwei Herrenrennen und zwei Siege. Und noch dazu sind das die zwei wichtigsten Rennen! Die Abfahrts-Goldene war ja in Österreich immer das Wichtigste; und die haben wir geholt.“

Was Kriechmayr auszeichnet? „Er ist ein Perfektionist. Und sich so mitunter auch selbst im Weg gestanden, weil er alles immer noch besser und noch genauer machen wollte“, sagte Herren-Cheftrainer Andreas Puelacher, „aber er ist lockerer geworden. Und jetzt ist er einmal am Höhepunkt, weil er diese Lockerheit ausspielt. Weil er gesehen hat, dass man auch mit kleinen Fehlern vorn dabei sein kann.“ Dass er nun gleich zweimal Gold gewonnen habe, sei auch für das Team immens wichtig. „Ich freue mich jetzt auf die kommenden Rennen. Denn jetzt muss niemand mehr, aber jeder kann.“ Was das ausmachen kann, erlebt das deutsche Skiteam gerade Tag für Tag – und mit der dritten Silbermedaille.

Enttäuschung bei den anderen

Nicht gelaufen ist es für die anderen Österreicher. Matthias Mayer erwischte eingangs der Traverse einen Schlag: „Das war kein richtiger Fehler, sondern einfach Pech – damit war das Rennen vorbei. Ich habe einen dieser Schläge, die man nicht sieht, einfach richtig gut erwischt.“ Und bei Max Franz (13.) lief es von Anfang an nicht rund: „Viele kleine Fehler. Dort, wo ich normalerweise so schnell bin, bin ich anders gefahren, als es der Plan war.“

Und auch bei Otmar Striedinger lief nicht alles rund: „Ich habe eine Passage nicht taktisch gelöst, ich hätte sie andriften sollen und hab mir gedacht: Ich fahre auf Sieg. Jetzt stehe ich da und denke mir: Anders hätte ich es machen sollen, weil man von dem Speed bis ins Ziel lebt.“
Diesen Speed hatte Beat Feuz mitgenommen, letztlich fehlten dem großen Favoriten nur 18/100 auf Kriechmayr, trotzdem blieb „nur“ Bronze. „Aber ich habe Gold nicht verloren, sondern ein großartiger Abfahrer hat hier gewonnen“, stellte der 34-jährige Schweizer klar. Zusatz: „Das hier war aber eher ein Riesentorlauf, das ist für einen alten Schweizer Abfahrer zu viel.“