Sie sind noch zu einer Zeit im alpinen Weltcup gefahren, wo es Zuschauermassen entlang der Strecken und im Ziel gab. Sie macen sich sicher Gedanken für die jetztige Situtaion?

FRANZ KLAMMER: Es ist für die Veranstalter sehr, sehr schwierig. Das einzige, was in diesen Zeiten normal funktioniert, sind die Rennläufer. Für die hat sich nur im Vorfeld der Bewerbe viel geändert.

Haben die fehlenden Fans Auswirkungen auf die Leistungen der Aktiven?

KLAMMER: Vielleicht beim Abschwingen im Ziel, in manchen Orten auf dieser Welt hat sich nichts geändert, weil du auch dort praktisch unter Ausschluss der Öffentlichkeit gefahren bist. Während der Fahrt in den Spee-Disziplinen merkt kein Fahrer etwas von Zuschauern. Für mich wr es nie wichtig, wie viele Leute da sind. Ich wollte nur schnell Skifahren.

Glauben Sie, dass diese Saison so zu Ende gehen kann wie geplant?

KLAMMER: Ja, wenn alle weiter so vorsichtig sind wie bisher. Damit es keinen Cluster gibt, sind die vielen kleinen Gruppen sehr sinnvoll. Es ist aber trotzdem ganz komisch. Ich war beruflich in Kitzbühel und erstmals seit 40 Jahren musste ich um 22 Uhr ins Bett gehen.

Machen Sie sich Sorgen, dass der Skisport auf der Strecke bleibt, wenn es auch noch in der nächsten Saison keine Zuschauer geben sollte?

KLAMMER: Wenn die Maßnahmen weiter so aufrecht erhalten werden müssen wie jetzt, wird es ganz schwierig. Die gesamte Welt wurde vor eine neue, sehr schwere Aufgabe gestellt. Ich bin aber von einem Ende der Pandemie überzeugt.

Für Veranstalter wird es immer herausordernder Weltcup-Rennen veranstalten zu können, weil die Kosten steigen und die Einnahmen sinken. Werden Sponsoren abspringen?

KLAMMER: Ich gehe nicht davon aus, weil es für die Sponsoren nicht so schlecht aussieht. Sie können zwar keine Partner zu den Rennen einladen, aber sie haben dafür eine enorme TV-Präsenz. Die Einschaltziffern sind sensationell und da hilft den Geldgebern.

Nicht gerade sensationell sind die Auftritte der ÖSV-Damen und -Herren in den Riesentorläufen. Haben Sie eine Idee, warum das so ist?

KLAMMER: Man sieht, dass die Damen und Herren Riesentorlauf fahren können, es fehlen nur die Erfolgserlebnisse. Aber so lange die zweite Garde nicht wirklich Druck macht, reicht das für einen Weltcup-Startplatz. Wir können uns an der Schweiz ein Beispiel nehmen, die sind nun im Riesentorlauf wieder richtig stark. Sie brauchten aber auch fast 20 Jahre, um das wieder zu schaffen. Ich hoffe, bei uns dauert das nicht so lange. Auch in den Speed-Bewerben lieferte die zweite Garde zu wenig. Im Speed-Bereich zählen aber die Besten im ÖSV auch zu den Besten der Welt.

Der Skisport erlebt immer wieder schwere Verletzungen. Können Sie Kindern trotzdem guten Gewissens raten, Ski-Rennsport zu betreiben?

KLAMMER: Unbedingt. Der Sport ist eine Lebensschule, ein Erlebnis für die Jugend, auch weil Bewegung extrem wichtig ist. Dazu lernen die Jugendlichen sich in einem bestimmten Rahmen zu bewegen, sich im Team einzuordnen.