Es heißt, dass einen die Emotionen nach dem ersten Weltcupsieg überwältigen, weil etwas geschafft wurde, auf das man Jahre hingearbeitet hat. Wie war das bei Ihnen nach dem großen Triumph in Cortina?
RAMONA SIEBENHOFER: Ich kann das nur bestätigen. Meine Gefühle haben in den Stunden danach verrückt gespielt. Auch noch bei einer Schokoladen-Party mit meinen Zimmerkolleginnen Stephanie Venier und Niki Schmidhofer. Erst nach einem Glas Champagner mit meinem Servicemann und den Trainern und einem Plauscherl mit Mama Renate und Tante Elisabeth bin ich dann etwas zur Ruhe gekommen.

Das dürfte nicht einfach gewesen sein, weil Ihr Handy durch die vielen Glückwünsche wohl übergegangen ist?
Richtig. Es waren so viele, dass ich gar nicht alle beantworten konnte. Auch, weil ich mir selbst eine Deadline gesetzt hatte. Und zwar 23 Uhr. Ich habe vorher noch mit meinem Freund Talon länger telefoniert, dann habe ich auf die Aus-Taste gedrückt und fest und ruhig geschlafen.

Am Start zur zweiten Abfahrt waren Sie also richtig ausgeschlafen, wie man so schön sagt?
Nein, ganz im Gegenteil. Es war nämlich sehr schwierig für mich, den Fokus auf das Rennen zu legen. Erst ganz knapp vor dem Start hat sich die Nervosität gelegt, weil ich mir gedacht habe: Es kann doch nicht so schwer sein, alles gleich zu machen wie am Tag zuvor.

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Das ist mit dem neuerlichen Sieg gelungen. Können Sie erklären, was Sie jetzt anders machen als in den Jahren davor?
Nein, kann ich nicht, weil ich, so glaube ich, nichts anders mache als in der Vergangenheit. Es geht in diesem Winter einfach alles viel leichter von der Hand. Der Spruch ist zwar abgedroschen, aber er stimmt halt zu einhundert Prozent: Wenn es laft, dann lafts.

Es heißt, Sie hatten für die zweite Abfahrt einen besonderen Glücksbringer dabei.
Ja, stimmt. Während meiner Fahrt zum ersten Sieg kam bei uns auf dem Bauernhof in Krakaudorf ein schwarzes Schaf mit einem weißen Fleck auf dem Kopf auf die Welt. Mein Bruder Jakob hat mir gleich ein Bild geschickt und das Schaf ,Cortina, die Erste‘ getauft.

Den zweiten Sieg binnen 24 Stunden konnten Sie vor einer großen Anzahl an Fans feiern. Wer war von der Familie alles da?
Neben meiner Mama noch mein Bruder Raphael und Onkel Werner. Der war bei meinen ersten Skiversuchen mit drei Jahren noch mein Trainer. Später hat er mich als mein Ski-Papa zu den Nachwuchsrennen begleitet. Aber groß gefeiert wird natürlich nicht, es gibt ja noch einen Super-G.

Nach den zwei Abfahrtserfolgen zählen Sie natürlich auch im Super-G zu den Favoritinnen.
Nein, eher nicht. Mein bisher bestes Super-G-Ergebnis ist ein vierter Platz. Aber wenn man in einem Flow ist, kann ja wirklich alles passieren.

Super G live ab 11.15 Uhr