Nach der Diskussion um Ski-Legende Toni Sailer und der sexuellen Missbrauchs-Debatte um und im ÖSV wurden nun neue Vorwürfe laut. Eine ehemalige ÖSV-Athletin, die anonym bleiben will, äußert in der "Süddeutschen Zeitung" Vorwürfe gegen den Schladminger Ex-Trainer Charly Kahr (86).

Die Zeitung veröffentlicht den Vergewaltigungsvorwurf auf ihrer Homepage wie folgt: "Ich habe schon geschlafen, da ist Kahr auf einmal ins dunkle Zimmer gekommen und hat mich vergewaltigt. Ich habe ihn erst bemerkt, als er schon auf mir lag. Er war ganz sicher nicht betrunken. Ich hätte mich wehren sollen. Aber das traust du dich in dem Moment nicht. Er war mein Trainer, du hast zu ihm aufgeschaut als 16-jähriges Mädchen. Der Trainer hat ja immer eine besondere Rolle für die Jugend. Ich war jedenfalls total geschockt, da kannst du nicht um Hilfe rufen. Ich bin einfach dagelegen, habe keine Reaktion gezeigt. Er hat auch nichts gesagt, es hat sich alles im Dunkeln abgespielt. Ich hatte zum Glück keine Verletzungen. Aber ich habe die ganze Nacht geweint. Ich war ein junges Mädchen, ein bisschen dumm und unerfahren, da hat er diese Situation natürlich ausgenutzt."

Medienberichten zufolge sollen noch mehr Ex-Rennläuferinnen Vorwürfe gegen ihn erhoben haben. Generell wird von bis zu 50 Jahre zurückliegenden häufigen Vorfällen seitens einiger ÖSV-Betreuer gesprochen. Kahr war von 1966 bis 1970 ÖSV-Damentrainer, danach coachte er das Herrenteam erfolgreich, unter ihm wurde auch Franz Klammer 1976 Olympiasieger.

Eine zweite Ex-Skirennläuferin erklärte ebenfalls in einer eidesstattlichen Erklärung, dass Kahr sie im Winter 1976 im Rahmen des Weltcups in Quebec vergewaltigen wollte. Sie sei vom damals bereits als Herren-Cheftrainer arbeitenden Steirer mit den Worten "Heut' kommst du dran!" in ein Zimmer gezerrt worden, habe aber ins Bad flüchten können, wo sie sich einsperrte und später flüchtete. Kahr sei damals wie der ebenfalls im Zimmer anwesende Toni Sailer schwer betrunken gewesen. Die Betroffene hatte ihre Geschichte schon im November im "Standard" erzählt, damals ohne Namen zu nennen.

Anwalt weist die Vorwürfe zurück

Weiters befragte die Zeitung Kahr, der über seinen Anwalt Manfred Ainedter folgendes veröffentlichte: "Namens und auftrags meines Mandanten habe ich Ihnen mitzuteilen, dass die gegen meinen Mandanten erhobenen Vorwürfe samt und sonders aus der Luft gegriffen sind und kein einziger der von Ihnen genannten Vorfälle jemals stattgefunden hat."

Kahr selbst äußerte sich später gegenüber der Kleinen Zeitung persönlich und sichtlich zerknirscht: "Mir bleibt nichts erspart. So etwas brauchst im Leben und das mit 86 Jahren...".