Den Olympischen Winterspielen 2018 im kommenden Februar in Südkorea droht womöglich eine Zuschauer-Pleite. "Der internationale Kartenvorverkauf liegt fast bei null", berichtete FIS-Präsident Gian Franco Kasper dreieinhalb Monate vor dem Beginn der Bewerbe in Pyeongchang am Freitag beim Forum Alpinum in Sölden.

Kasper ist Präsident des Internationalen Skiverbandes, aber auch Mitglied des IOC und deshalb über den Stand der Vorbereitungen der 23. Winterspiele (9. bis 25. Februar) bestens informiert. Sportorganisatorisch befürchte er keine Probleme, betonte Kasper. Sorgen mache ihm aber die Vorstellung, dass die Nationalen Olympischen Komitees wegen der angespannten Sicherheitssituation auf der Koreanischen Halbinsel eventuell auf die Entsendung ihrer Athletinnen in die Krisenregion verzichten könnten.

"Das würde die Spiele wirklich schwer treffen", sagte Kasper, der aber persönlich überzeugt ist, dass trotz des aktuellen Konfliktes mit Nordkorea die Olympia-Region im kommenden Februar "der sicherste Ort der Welt" sein werde.

Rückblickend auf das Zika-Virus bei den vergangenen Sommerspielen 2016 in Rio meinte Kasper aber: "Diesmal haben wir politische Moskitos. Bei denen weißt du nie, was sie tun. Das ist schon etwas schwieriger."

Der Schweizer betonte aber neuerlich, dass es vom IOC keinen Plan B gebe. "Wir werden den Veranstaltern sicher nicht in den Rücken fallen."

Dass der internationale Ticketverkauf so schlecht läuft, findet Kasper "schade". Auch wenn er Verständnis dafür habe, dass aufgrund der angespannten Situation kaum jemand dorthin fahren wolle. "Hoffentlich füllen sie das mit eigenen Leuten auf, damit es keine leeren Stadien gibt", wünscht sich der Schweizer. "Wir müssen optimistisch bleiben."

Der 73-jährige Top-Funktionär gestand ein, dass sich die Mentalität hinsichtlich Olympischer Spiele entscheidend geändert habe. "Die Jungen wollen eher keine großen Sportveranstaltungen mehr", sagte Kasper und machte dafür vor allem die jüngsten Korruptions- und Bestechungs-Skandale beim IOC, dem Fußball-Weltverband (FIFA), aber auch anderen großen Sportverbänden verantwortlich. "Die Menschen haben einfach das Gefühl, dass der Sport korrupt ist."

Dazu kämen Befürchtungen wegen hoher Kosten, was zu einer eher ablehnenden Haltung hinsichtlich Olympia geführt habe. Jüngster Beweis sei auch das "Nein" von Tirol/Innsbruck hinsichtlich einer Bewerbung für die Winterspiele 2026 gewesen.

"Seit den 51 Milliarden Dollar von Sotschi glauben alle, das ist der Preis für Winterspiele. Sie sehen nicht, dass das ein Einzelfall war", sagte Kasper und gestand: "Wir sind im Moment darüber nicht sehr glücklich."

Ob der Trend mit Spielen in Asien trotz der Agenda 2020, die billigere und nachhaltigere Spiele unter Ausnutzung vorhandener Infrastruktur ermöglichen, gedreht wird, bezweifelt Kasper. "In Wahrheit ist Sapporo für 2026 derzeit der einzige vielversprechende Kandidat. Viele andere sind nicht sehr interessiert", verwies er auf mögliche nächste Spiele in Asien nach Südkorea 2018, Tokio 2020 (Sommer) und Peking 2022. "Wir müssen also froh sein über unsere asiatischen Freunde."

Zumindest in seinem Verband sehe die Zukunft aber gut aus, betonte Kasper. "Die Nationalen Skiverbände sind in gutem Zustand, ich habe zudem gerade den Vertrag mit Generalsponsor Audi bis 2022 unterschrieben. Da sind wir also sicher." Ob er weiter für das Amt des FIS-Präsidenten zur Verfügung stehe, werde er über den Winter entscheiden, so Kasper.