In den vergangenen Jahren war das Jagen die große Aufgabe von Michael Scheikl. Dabei ging es für ihn aber nicht in den Wald, sondern auf die schnellsten Naturbahn-Rodelstrecken Europas. Saison für Saison zählte der talentierte Steirer zu den Mitfavoriten, im vergangenen Jahr konnte er es endlich über eine gesamte Saison auf das Eis bringen und sich zum Gesamtweltcupsieger krönen. "Für mich ging damit ein echter Kindheitstraum in Erfüllung. Ich habe mir das hart erarbeitet und selbst den größten Druck gemacht, die Erleichterung war dementsprechend groß", erklärt Scheikl vor dem Start der neuen Saison am 7. Jänner in Tiroler Umhausen, in der auch Athleten aus Indien, Korea und der Türkei an den Start gehen werden.

Mit dem größten Erfolg seiner bisherigen Karriere ändern sich auch die Vorzeichen für ihn. Mittlerweile ist der 32-Jährige der große Gejagte im Weltcup. "Momentan bin ich noch sehr locker, wenn es dann zum ersten Rennen geht, ändert sich das zu 100 Prozent und die Nervosität kommt mit ins Spiel. Natürlich habe ich jetzt etwas zu verlieren und verteidigen, das ist neu für mich." Als entscheidenden Faktor für den Erfolg in der Vorsaison sieht Scheikl die mentale Stärke, die er sich hart erarbeitet hat. Auch wenn Material, Fitness und Talent eine große Rolle spielen, entscheidet der Kopf am Ende über Erfolg oder Misserfolg, meint zumindest der Gesamtweltcupsieger. "Das siehst du im Startbereich, wenn alle auf einmal ganz ruhig werden und du eine Stecknadel fallen hören könntest. Ich habe mittlerweile angefangen, am Entscheidungstag nur mehr auf mein Bauchgefühl zu hören, das hat geholfen."

Ein kleines Kribbeln im Bauch bekommt der Steirer, wenn er an den kommenden Heim-Weltcup in Mariazell denkt. Die Strecke in der Obersteiermark lässt sein Rodler-Herz höher schlagen. "Es ist eine ganz spezielle Sache. Einerseits kommt meine Lebensgefährtin aus dieser Region, andererseits ist es eine technisch anspruchsvolle Strecke mit schnellen Passagen." Anfang Februar wartet außerdem eine Europameisterschaft im italienischen Laas auf die Rennrodler. Zusammen mit den Weltmeisterschaften werden diese Bewerbe die größten Events im Kalender bleiben, wird das Rennrodeln auf der Naturbahn für die Winterspiele 2026 nicht in das olympische Programm aufgenommen.

Eine verpasste Chance, laut Scheikl. Gerade in diesen Zeiten hätte man mit der Aufnahme der Naturbahn ein Zeichen setzen können. "Wir sind in einer Zeit, in der jeder den Klimawandel mitbekommt und in unserem Sport sind wir Vorreiter was, den grünen Fußbabruck betrifft."