Wenn heute um 11 Uhr auf dem Grazer Messegelände der Tennis-Länderkampf Österreich gegen Australien mit dem Duell zwischen Dominic Thiem und Jordan Thompson startet, ist dies zugleich der Abschied von einer 118 Jahre langen Tradition. Denn laut der im August von den 210 Mitgliedsländern der Internationalen Tennis-Föderation (ITF) beschlossenen Reform wird sich die „Mannschafts-WM“ künftig ganz neu präsentieren.

Zwar wird es in den unteren Ligen sowie beim Qualifikations-Wochenende der besten 24 Nationen (jährlich in der fünften Kalenderwoche des Jahres) nach wie vor Heim- und Auswärtsspiele geben (allerdings nur noch mit Matches auf zwei Gewinnsätze), danach aber wartet nur noch das einwöchige Finalturnier im Herbst. Dort (Spielort und genauer Termin für 2019 stehen noch nicht fest) spielen sich 18 Nationen (die zwölf Qualifikationssieger, die Top vier der Vorsaison sowie zwei Wild-Card-Länder) den Titel aus.

Während der österreichische Verband und die meisten heimischen Davis-Cup-Spieler der Reform positiv gegenüberstehen, sorgt der neue Modus bei Gegner Australien für großes Unverständnis. Vor allem Team-Küken Alex de Minaur stößt die Reform sauer auf: „Ich mag vielleicht jung sein, aber ich weiß alles über den Davis Cup und seine Geschichte. Und jetzt wird das alles in den Mistkübel geschmissen“, schimpft der 19-Jährige. Weil De Minaur der 109. Davis-Cup-Spieler Australiens ist, hat er sich diese Zahl sogar auf seinen Körper tätowieren lassen!

Der Davis Cup in Graz hat also einen besonderen Hintergrund, doch ändert das nichts an der Ausgangslage – voraussichtlich: Österreich benötigt einen Sieg, um ein Ticket für das Qualifikations-Wochenende im Februar zu ergattern. Voraussichtlich deshalb, weil es auch bei einer Niederlage eine Chance für den Aufstieg geben soll. Doch kann selbst die ITF in dem ganzen Reform-Wirrwarr darüber noch keine klare Auskunft geben.

Zweiter Einzelspieler Österreichs in Graz neben Thiem ist Dennis Novak. Der 25-Jährige erhielt von Kapitän Stefan Koubek gegenüber Gerald Melzer den Vorzug und trifft heute in der zweiten Partie auf De Minaur. Dessen Landsmann Thompson tritt statt des kränkelnden US-Open-Viertelfinalisten John Millman an. Dass Thompson von Kapitän Lleyton Hewitt auch für das Doppel gegen Oliver Marach und Jürgen Melzer an der Seite von John Peers nominiert wurde, überrascht. Doch kann Hewitt noch bis knapp vor Matchbeginn die Aufstellung ändern.
Fix ist, dass der Abschied ein würdiger wird: 6000 Fans werden in Graz am Center Court für Stimmung sorgen.