Nach zwei Stunden und 14 Minuten erlebte das ATP-1000-Masters in Shanghai eine Premiere. „Heute gibt es zwei Sieger, eine ganze Familie hat gewonnen. Und für das Tennis ist diese Geschichte unwirklich“, sagte Valentin Vacherot nach seinem märchenhaften Erfolg. Der Monegasse ist der erste Tennisspieler seines Landes, der ein ATP-Turnier gewinnen konnte. Und das im Finale ausgerechnet gegen seinen französischen Cousin Arthur Rinderknech. „Ich habe keine Ahnung, was hier gerade passiert“, war Vacherot nach dem 4:6, 6:3, 6:3 fassungslos.

Der 26-Jährige lag vor dem Turnier auf Weltranglisten-Position 204 und musste über die Qualifikation in den Hauptbewerb. Nun prescht er auf Platz 40 vor und steht fix im Hauptbewerb der Australian Open. Für den Sieg in China, den auch der zweifache Sieger, Legende Roger Federer live mitverfolgt hat, gibt es umgerechnet 970.000 Euro an Preisgeld auf das Konto des Monegassen, in seiner gesamten Karriere davor hatte er sich rund die Hälfte dessen erspielt.

Doch bevor Vacherot die Trophäe in den Nachthimmel stemmen konnte, war es ein harter Kampf. Rinderknech, der trotz der Niederlage erstmals in die Top 20 der Weltrangliste klettert, gewann nach einem frühen Break den ersten Satz. Doch die Nervosität Vacherots wich danach und der Monegasse zog sein Spiel durch. Nach einem Break zum 5:3 im zweiten Satz ging es in den dritten, wo Vacherot direkt mit einem Break startete und sich den Sieg nicht mehr nehmen ließ. Nach etwas mehr als zwei Stunden verwertete er seinen zweiten Matchball, bei der Siegerehrung brachen beide Cousins, die seit ihrer Kindheit viele Tage und Urlaube miteinander verbringen, in Tränen aus. „Die WhatsApp-Gruppe unserer Familie ist gerade on fire. Das liegt daran, dass alle unseren kleinen Traum miterleben“, sagte Rinderknech. Der 30-Jährige war nach dem Spiel so fertig, dass er die Siegerehrung größtenteils im Sitzen verbrachte, da er von Krämpfen geplagt nicht mehr stehen konnte.

Wie schnell der Aufstieg von Vacherot kam, zeigt sein Abschneiden beim Challenger in Cassis Anfang September. Damals scheiterte er im Viertelfinale an Jurij Rodionov. Dieser verpasste die Qualifikation zum 250er in Brüssel, er verlor gegen den Franzosen Pierre-Hugues Herbert 6:7, 4:6. Beim Turnier in Stockholm wird hingegen Filip Misolic aufschlagen. Der Grazer bezwang den Norweger Viktor Durasovic in der Qualifikation 6:3, 3:6, 7:6. Der aufgrund seines Protected Rankings fix qualifizierte Sebastian Ofner trifft heute auf Leo Borg, seines Zeichens Sohn der Legende Björn Borg.