Schon am Sonntag blieben die Mattscheiben zappenduster. Geräteturnen sorgte später doch noch für Bewegtbilder. Am Montag musste sich ORF-Mann Peter Brunner um 14.00 Uhr auf ORF Sport + via Live-Moderation aus dem Studio erneut entschuldigen. Das angebotene Bild-Material von der Österreich-Rundfahrt entspräche nicht den Qualitätsstandards, die eine Live-Übertragung der Österreich-Rundfahrt im ORF rechtfertige, weder dramaturgisch noch qualitativ. Der ORF bedaure zwar, könne aber in dieser Form die Ö-Tour nicht live übertragen. So beschränkte sich der Reporter mit einer Art Radioübertragung. „Eine Spitzengruppe liegt auf der zweiten Etappe drei Minuten vor dem Hauptfeld.“ Blende. Aus.

Massive Probleme

Was schiefgelaufen ist? So ziemlich alles. Zumindest abseits des Sportlichen. So sieht es auch Rundfahrt-Sprecher Martin Roseneder. „Wir haben eine Produktionsfirma (Seltec, Anm.) beauftragt, Live-Bilder zu liefern. Es gibt aber massive technische Probleme“, verrät er. Zwar habe man die ganze Nacht durchgearbeitet, um ein TV-Signal an den ORF-Hauptsitz auf den Küniglberg zu senden, doch das reichte nicht. Mittels Aussendung gab der Rundfahrt-Veranstalter bekannt, dass es heuer keine Live-Übertragung mehr geben wird. Was aus Marketing-Sicht ein Super-GAU ist. Die Rundfahrt leidet ohnehin unter Geldnot, musste heuer sogar eine Abstufung in die dritte Radsport-Kategorie in Kauf nehmen. Sponsoren sind nur aufgrund der versprochenen TV-Präsenz eingestiegen.

Seltec muss nach dem Scheitern der Live-Produktion mit Schadensersatzforderungen rechnen. „Das wird Konsequenzen haben“, kündigte Ex-Profi Paco Wrolich, Radkoordinator der Kärnten Werbung, an. Er zog im Hintergrund die Fäden, um der Rundfahrt eine internationale Bühne zu bieten. Erstmals sollte die Tour auf Eurosport zu sehen sein. 180.000 Euro verlangte Seltec für die TV-Bilder, bezahlt von sechs regionalen Tourismusorganisationen. Weitere 150.000 Euro überweist die Österreich-Werbung an Eurosport. Dadurch erhofften sich die Initiatoren einen Werbewert in Millionenhöhe. Denn der Radsport steht während der 28-minütigen Sendezeit nur peripher im Fokus. Laut Vertrag müssen 40 Prozent des Beitrages aus Landschaftsaufnahmen bestehen, frei Haus geliefert in 52 Länder.

Zusammenfassung gesichert

Zumindest diese tägliche Zusammenfassung auf dem Sportsender wie auch auf ORF eins ist gesichert. Dank des ORF, der sein Engagement verstärkte. „Wir helfen, so gut es geht“, erklärte ORF-Sportchef Hans-Peter Trost. Er erklärt: „Auch wir haben kein Budget, um die Live-Übertragung der Rundfahrt zu produzieren. In einem Jahr mit EM und Olympia fehlen uns Geld und Personal für so ein komplexes Projekt.“

Wrolich sieht so oder so einen klaren Vertragsbruch: „Auch die Live-Bilder sind Bestandteil unserer Abmachung. Nun wird die Leistung zwar geliefert, aber nicht wie ursprünglich festgelegt.“ Was das für die Zukunft der Rundfahrt heißt, bleibt offen. Leichter wird es wohl nicht.

MARTIN QUENDLER, MICHAEL SCHUEN