Golf-Profi zu sein, das war wohl lange einigermaßen frustrierend. Zumindest, wenn man es auf die größten Turniere dieses Planeten abgesehen hatte. Denn da war jemand, der als unschlagbar gegolten hat. Jemand, der als der Größte seiner Zunft in die Geschichte eingegangen ist. Selbst über die Grenzen der Golf-Welt hinaus – und das muss man erst einmal schaffen – war er eine Marke: Man muss mit dem kleinen, weißen Ball nichts am Hut haben, um Tiger Woods zu kennen. Das sagt viel aus über jenen Mann, der heute seinen 50. Geburtstag feiert. Wem, wenn nicht ihm, steht das Attribut „Star“ besser? Schwingt er das Eisen, bricht eine „Tigermania“ aus.
Jung, richtig gut und vermarktbar
Worin sie begründet liegt? Vielleicht an den 683 Wochen, die er an der Spitze der Golf-Welt gestanden ist. Womöglich an seinen 108 Turniersiegen, bei denen er der Konkurrenz mit zum Teil erdrückender Dominanz nicht den Hauch einer Chance ließ. Oder vielleicht einfach nur am Faszinosum, das er ausstrahlt: Als Jugendlicher gab er zu, dass er als Schwarzer auf den Golfplätzen der USA schräge Blicke geerntet hat. Sein rasanter Aufstieg verhalf ihm nicht nur zu Siegen, sondern zu einer unvergleichlichen Vermarktbarkeit: Schon zum Start seiner Profikarriere im Jahr 1996 unterzeichnete er die bis dato höchstdotierten Werbeverträge der Golf-Historie. Laut „Forbes“ ist Woods neben Namen wie Cristiano Ronaldo (Fußball) und LeBron James (Basketball) einer der ganz wenigen Sportler, die es zum Milliardär geschafft haben.
Von Vater Earl ist der Satz überliefert, dass sein Sohn einen Golfschläger schwingen konnte, noch bevor er laufen lernte. Die Mutter hieß Kultida – den Spitznamen „Tiger“ gaben die Eltern ihrem Sohn, der Eldrick Tont Woods heißt, zu Ehren eines Freundes des Vaters, der im Vietnamkrieg gekämpft hatte. Und die USA staunte nicht schlecht, als der knapp zweijährige Tiger plötzlich auf der Mattscheibe auftauchte und in einer Talkshow den Driver geschwungen (und den Ball getroffen) hat. Er war früh in aller Munde, ging seinen Weg aber unbeirrt weiter. Was folgte, war Geschichte: 108 Triumphe, davon 15 bei den vier wichtigsten Golf-Turnieren der Welt – mit Jack Nicklaus gibt es nur eine Golf-Ikone, die öfter siegte (115/18).
Seine Bekanntheit hatte auch Kehrseiten. Die erste Ehe mit der Schwedin Elin Nordegren hielt sechs Jahre und endete 2010 in einem Aufreger, nachdem er zahlreiche außereheliche Affären zugegeben hatte – er zog sich für kurze Zeit aus dem Sport zurück, viele Sponsoren kehrten ihm den Rücken. Mit Ski-Star Lindsey Vonn war er von 2013 bis 2015 liiert. 2017 wurde er wegen Autofahrens unter Rauschmitteleinfluss festgenommen – wenig später entschuldigte er sich öffentlich dafür.
Erneute Rücken-Operation im Oktober
Mit seinem Sieg beim US-Masters in Augusta gelang ihm 2019 ein beeindruckendes Comeback. Ob es ein solches wieder gibt, steht in den Sternen: Vor wenigen Wochen musste er sich einer Rücken-Operation unterziehen – seiner bereits siebenten. Der Körper scheint aktuell sein größtes Hindernis zu sein. Der Faszination am Phänomen Tiger tut das aber keinen Abbruch.