Es war phasenweise ein sehr gefälliges Spiel, das die Österreicher zum Abschluss des Trainingslehrgangs gezeigt hatten. Rund um Kapitän Nikola Bilyk präsentierte sich Rot-Weiß-Rot solide, wenngleich auch ein, zwei Schwächen zum Vorschein gekommen sind. Am Ende stand ein 26:24 auf der Anzeigetafel - ein verdienter Sieg über den EM-Teilnehmer.

Erstmals im Aufgebot von Trainer Ales Pajovic war Alexander Hermann. Der Oberösterreicher verpasste nicht nur die jüngste WM in Dänemark nach einem Mittelfußknochenbruch. Den zog er sich im vergangenen Jänner in einem Testspiel kurz vor dem Abflug nach Herning zu. Die ersten Spiele unter Pajovic musste er ebenfalls passen und am Freitag war er beim Sieg über die Serbenkrank. Auch Nikola Bilyk kränkelte gegen das Team vom Balkan, gegen die Niederländer war er wieder frischer. Der Kiel-Legionär spielte von Beginn an, Hermann kam in der 23. Minute zum Einsatz.

Zusehen musste hingegen Thomas Eichberger. Der Grazer Keeper zog sich kurz nach seiner Einwechslung im Spiel gegen die Serben eine Oberschenkelverletzung zu. Die erste Untersuchung (Ultraschall) ergab noch keine eindeutige Diagnose. "Wir werden am Dienstag noch eine MR-Untersuchung machen und alles genau abklären", sagte der Grazer.

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Die groß gewachsenen Niederländer sind bei der EM in der Trondheim-Gruppe mit Deutschland, Spanien und Lettland – bei einem Weiterkommen, würden sie somit in Wien die Hauptrunde bestreiten. Die Chance darauf ist angesichts der zwei Supermächte zwar nicht die allergrößte, doch zeigten die Holländer eine ständig steigenden Form, spielten zuletzt gegen Slowenien 29:29.

Was sich auch gegen die Niederlande gezeigt hat: Das Spiel der Österreicher steht und fällt mit der Achse Thomas Bauer (Tor) – Nikola Bilyk (Aufbau) -Fabian Posch (Kreis). Die drei bringen Erfahrung und Können mit, das Spiel zu leiten. Bauer ist zudem Anheizer der Mannschaft, die beiden Offensivkräfte können durch Einzelaktionen schwierige Situationen lösen, oder Gegner binden.

Jochmann der große Gewinner

Die positive Überraschung der beiden Spiele in Graz ist aber Jakob Jochmann. Der (kleine) Aufbauspieler von Krems hat mit Spielwitz Verantwortung übernommen und auf der Postion des Regisseurs reüssiert. Er hat die verletzungsbedingte Pause von Gerald Zainer genutzt und sich für die Heim-EM regelrecht aufgedrängt. Durch einen starken Mann auf dieser Position muss Shooter Bilyk nicht die kreative Rolle in der Mitte übernehmen und kann vom linken Aufbau aus für Dampf und Tore sorgen.

Manko der Mannschaft bleibt das Tempo bei Ballverlust. Die großen Aufbauspieler haben die Spritzigkeit nicht; der Weg der Abwehrspezialisten von der Bank aus ist zu lange. Daher dürfen die Österreicher die Bälle im Angriff nicht leichtfertig wegwerfen – das wird bitter bestraft. Auch bei einer schnellen Mitte dauerte es fallweise zu lange, bis die Deckung gestanden ist. Da wartet noch Arbeit auf Pajovic und die einzelnen Spieler – das Tempo wird im Jänner ein entscheidender Faktor.

Im Tor kam Florian Kaiper schon ab dem Ende der ersten Hälfte zum Einsatz und entschärfte einige starke Aktionen der Niederländer. Der Druck auf Thomas Eichberger ist gewachsen. 

So sieht der grobe Fahrplan bis zur Euro aus

24. bis 27. November ein Lehrgang mit den Liga-Spielern aus Österreich

16. bis 22. Dezember ein Lehrgang mit den Liga-Spielern aus Österreich in Schielleiten

27. bis 31. Dezember Vorbereitung mit den Liga-Spielern aus Österreich, Schweiz, Portugal

ab 1. Jänner Vorbereitung mit dem gesamten Kader

Testspiele

6. Jänner gegen Deutschland in der Wiener Stadthalle

Zusätzlich wird Österreich voraussichtlich noch gegen Slowakei (Stockerau) und in Ungarn Test unter Ausschluss der Öffentlichkeit absolvieren