So viel American Football wurde wohl noch nie in die heimischen Wohnzimmer geliefert - frei Haus oder gegen Entgelt. Neben dem langjährigen, österreichischen Fixstarter Puls 4 buhlen auch der deutsche Kanal ProSieben MAXX und der im August neu hinzu getretene  Online-Streamingdienst DAZN um die Fans der National Football League (siehe Info-Box unten). Den Auftakt in die neue Saison überträgt jedoch in der Nacht auf Freitag ab 2 Uhr Sat 1.

Es ist ein echtes Gipfeltreffen, nicht nur in geografischer Hinsicht: Auf gut 1600 Metern Seehöhe empfangen die Denver Broncos als amtierender NFL-Meister im Stadium Mile High die Carolina Panthers – eben jene Panthers, die das Team aus Colorado Anfang Februar im goldenen, weil 50. Super Bowl im "Golden State“ Kalifornien mit 24:10 bezwungen hatte. So eine Neuauflage des NFL-Endspiels zum Beginn der folgenden Saison ist jedenfalls eine sehr seltene Angelegenheit.

Unangenehme Konkurrenz

Die Broncos rund um Linebacker Von Miller hatten damals eine defensive Meisterleistung dargeboten, den offensiv so starken Panthers alle Zähne gezogen und ihre lebende Legende Peyton Manning in die verdiente Sport-Pension geschickt. In die wohl zu großen Fußstapfen des zuletzt schwächelnden Quarterbacks tritt nun mit Trevor Siemian ein unbeschriebenes Blatt. Auch sonst könnte es für Denver heuer schwer werden: Nach dem personellen Umbruch im Kader droht in der eigenen Division mit den Kansas City Chiefs und den erstarkten Oakland Raiders unangenehme Konkurrenz, zudem sind Titelverteidigungen in der Liga rar gesät.

Da kommt der aktuelle Gegner Carolina gerade (un)recht: Quarterback und "Superman" Cam Newton hat eine exzellente Spielzeit hinter sich und wurde völlig verdient als wertvollster Spieler (MVP) ausgezeichnet. Fast alle Leistungsträger blieben an Bord, die Raubkatzen sollte man also auch heuer wieder auf der Rechnung haben.

Wer wird sonst ein Wörtchen mitreden um die Besetzung von Superbowl 51 am 5. Februar 2017 in Houston, wer hat eher weniger Chancen auf die heiß begehrte Vince-Lombardi-Trophy?
Ein Überblick nach Divisions:

National Football Conference (NFC)

NFC East: Diese Division bot in den letzten Jahren selten sportliche Leckerbissen, daran dürfte sich auch wenig ändern. Die Washington Redskins hatten im Vorjahr eher unerwartet diese Gruppe für sich entschieden, eine Wiederholung des Kunststücks ist zumindest nicht ganz auszuschließen. Die New York Giants wagen den Neuanfang nach der langen Erfolgsära Tom Coughlin, auch die Philadelphia Eagles wollen sich nach dem eher unschönen Ende des Chip-Kelly-Abenteuers rehabilitieren. Die Dallas Cowboys schließlich gingen schon vor Start der Regular Season ihres Stamm-Quarterbacks Tony Romo verlustig, können aber zumindest ein solides Laufspiel in die Waagschale werfen.

NFC North: Es schaut derzeit alles nach einem Solo-Lauf für die Green Bay Packers aus: Das Traditionsteam aus Wisconsin kann wieder auf die Dienste von Jordy Nelson vertrauen, Lieblings-Anspielstation von Star-Quarterback Aaron Rodgers. Die Minnesota Vikings ereilte erst vor wenigen Tagen eine Hiobsbotschaft, der junge, talentierte Spielmacher Teddy Bridgewater erlitt einen Kreuzbandriss. Bei den Detroit Lions hat sich der beste Spieler der jüngeren Vergangenheit - Wide Receiver Calvin "Megatron" Johnson - in den Ruhestand verabschiedet, die Chicago Bears probieren es einmal mehr mit der immer etwas launenhaften Quarterback-Wundertüte Jay Cutler.

Packers-Cornerback Damarious Randall mit einer spektakulären Interception bei einem Pre-Season-Spiel gegen die Oakland Raiders
Packers-Cornerback Damarious Randall mit einer spektakulären Interception bei einem Pre-Season-Spiel gegen die Oakland Raiders © AP

NFC South: Die Carolina Panthers dürften wohl an der Spitze bleiben, dank Cam Newton und der knallharten Abwehr rund um den besten Middle Linebacker der Liga, Luke Kuechly. Die Dominanz hat auch mit der internen Konkurrenz zu tun: Die Atlanta Falcons haben Wide Receiver Julio Jones, die New Orleans Saints Quarterback Drew Brees, beide Franchises hatten zuletzt aber defensiv gewaltige Probleme. Und dann wären da noch die Tampa Bay Buccaneers, bei denen es mit Youngster Jameis Winston durchaus wieder nach oben gehen könnte.     

NFC West: Im Westen matchen sich gleich zwei Großmächte, die in allen Mannschaftsteilen hervorragend besetzten Arizona Cardinals sowie die Seattle Seahawks rund um Quarterback-Wunderkind Russell Wilson und die "Legion of Boom", das beste Defensive Backfield der NFL. Nach 21 Jahren in St. Louis sind die Rams nach Los Angeles, den zweitgrößten TV-Markt der USA, zurückgekehrt, dürften aber auch dort weiterhin im Mittelmaß verharren. Bei den San Francisco 49ers, vor knapp vier Jahren noch im Super Bowl vertreten, machte zuletzt eher der zweite Quarterback Colin Kaepernick mit seinem Hymnen-Protest von sich reden.

American Football Conference (AFC) 

AFC East: Die New England Patriots, das vorherrschende Team des letzten Jahrzehnts in dieser Division, müssen die ersten vier Spiele auf Superstar Tom Brady verzichten, Nachwehen des „Deflategate“-Skandals rund um zu wenig aufgepumpte Bälle beim AFC Championship Game gegen Indianapolis im Jänner 2015. Definitiv auf der Rechnung haben darf man auch heuer wieder die New York Jets, die nebst der beachtlichen Verteidigung im Vorjahr auch offensiv einen Riesensprung nach vorne machten. Bei den Buffalo Bills und Miami Dolphins sind die eigenen Erwartungen im Vorfeld zumeist sehr hoch, selten wird man diesen dann aber auch gerecht.

AFC North: Die Pittsburgh Steelers und Cincinnati Bengals werden höchstwahrscheinlich die zwölf Klubs umfassende Post Season erreichen: Die Steelers verfügen dank Wide Receiver Antonio Brown über eine explosive Offense. Die Bengals haben einen sehr guten, ausgeglichenen Roster, mussten aber in den letzten fünf Jahren immer in der Wild-Card-Runde die Segel streichen. Bei den Baltimore Ravens kann es nach einem echten Seuchen-Jahr eigentlich nur aufwärts gehen. Selbiges darf man sich von den Cleveland Browns eher nicht erwarten. Mit dem einstigen Redskins-Superrookie Robert Griffin III wird der x-te Neuanfang erprobt, natürlich auch mit neuem Head Coach. Zum Vergleich: Die Steelers halten jetzt bei ihrem dritten Trainer - seit 1969.

Antonio Brown, der vielleicht dynamischte Receiver der NFL, in Aktion
Antonio Brown, der vielleicht dynamischte Receiver der NFL, in Aktion © AP

AFC South: Vieles deutet auf ein Duell - auf niedrigem Niveau - zwischen den Houston Texans um den Abwehrhünen J.J.Watt und die Indianapolis Colts von Quarterback Andrew Luck hin. Die Jacksonville Jaguars hatten in der Offense im Vorjahr bisweilen gute Momente, nun wurde die Defense - zumindest am Papier - verstärkt. Bleiben die Tennessee Titans, die vielleicht fadeste NFL-Franchise überhaupt, die aber mit den Play-offs nichts zu tun haben dürften.

AFC West: Die Denver Broncos gehen wie gesagt als Titelverteidiger als Rennen, müssen sich aber erstmals gegen die Kansas City Chiefs und die Oakland Raiders zur Wehr setzen. Die Chiefs dürfen auf eine starke Defense und eine effiziente Offense vertrauen, beim berühmt-berüchtigten Traditionsteam aus der Bay Area stimmt der Kern an jungen Leistungsträgern optimistisch. Bei diesem Kräftemessen wohl nur die vierte Geige spielen werden die San Diego Chargers, der sehr gute Quarterback Philip Rivers wird es kaum alleine richten können.