Es ist ein Märchen à la Hollywood: Im Sommer war Johannes Strolz aus allen Kadern entlassen, am 10. Februar 2022 holte er sich in Peking Olympia-Gold in der alpinen Kombination. Der Vorarlberger triumphierte dank einer sensationell starken Abfahrt und eines nicht minder guten Slaloms vor Aleksander Aamodt Kilde und  dem Kanadier James Crawford und sorgte damit für ein absolutes Novum: Erstmals in der Geschichte des alpinen Skisports gibt es ein Vater/Sohn-Doppel, das in derselben Disziplin Olympia-Gold geholt hat. Nach dem Gold durch Johannes Strolz in der alpinen Kombination sicherte sich auch Alessandro Hämmerle die Goldmedaille, und zwar im Bewerb Snowboard-Cross.

Eine Goldene, die im Sommer unendlich weit entfernt schien, als Johannes Strolz schon aus allen Kadern des ÖSV geflogen war. Doch dann kam die schier unglaubliche Wiederauferstehung mit dem Sieg beim Klassiker von Adelboden - und das, obwohl Strolz auch selbst als eigener Servicemann Hand an die Ski legt. Das hat er übrigens nach wie vor beibehalten; einzig in der Abfahrt lässt er sich von der Firma Head unterstützen. Da allerdings hat er mit den Serviceleuten von Matthias Mayer (Ingo Fink) und Vincent Kriechmayr (Wilfried Wieser) die besten der Welt. Und was für eine Unterstützung das war: Denn auf der Olympia-Strecke brauste der 29-Jährige mit einer sensationellen Fahrt auf Platz fünf, als bester Slalomfahrer und mit nur 0,75 Sekunden Rückstand auf den Norweger Aleksander Aamodt Kilde.

"Speziell wegen der Geschichte meines Vaters bedeutet das so viel für mich. Wenn ich daran denke, all die Bilder und die Goldmedaille von meinem Vater, ist es schwer für mich, nicht zu weinen", sagte Strolz. "Ich muss mich zuallererst bei meiner Familie bedanken. Sie haben immer an mich geglaubt, und jetzt ist ein Traum wahr geworden - die selbe Goldene, die mein Vater gemacht hat."

"Es bedeutet so viel für mich, weil ich im Sommer nicht mehr im Team war und mich zurückkämpfen musste, bis ich jetzt wieder den vollen Support habe", ergänzte der 29-Jährige. "Die Opfer und die harte Arbeit haben sich doch ausgezahlt. Ich bin ein gutes Beispiel dafür, dass man nie aufgeben soll. Wenn man an sich glaubt, muss man die Chance ergreifen und immer weitermachen."

Vierter Kombinations-Olympiasieg für Österreich

"Wenn das funktionieren würde, dann wäre das unglaublich", hatte Strolz beim Warten im Ziel schon dem Norweger erklärt, als ihn der nach dem Papa gefragt hatte. Es wurde unglaublich, denn Favorit um Favorit biss sich an der Zeit des Mannes aus Warth am Arlberg die Zähne aus. Alexis Pinturault verlängerte seine Un-Serie und schied aus - da durfte Strolz dann endgültig mit dem Sieg spekulieren und atmete im Ziel ganz tief durch. Im Ziel kamen die ersten Gratulanten, Strolz konnte es fast nicht fassen. Und doch: Es war Realität! Als vierter Österreich (und dritter Vorarlberger) war er Olympiasieger: Hubert Strolz (1988), Mario Reiter (1998) und vor vier Jahren Marcel Hirscher triumphierten zuvor in der Kombination.

Strolz selbst hatte vor dem Rennen nur von einer Medaille geträumt: "Ich habe keine großen Erwartungen, will einfach zeigen, was ich kann und um eine Medaille mitkämpfen." Und dann meinte er noch: "Ich bin früher schon immer wieder auf langen Ski gestanden, es gab sogar einen Punkt in meiner Karriere, da musste ich mich zwischen Abfahrt und Slalom entscheiden", sagte er, der bei der Junioren-WM einmal Siebenter gewesen war. Und - im Gegensatz zu seiner Vermutung, dass der Sieg nur über den Slalom führen würde - legte er den Grundstein zu Gold mit einer bärenstarken Abfahrt, mit der er auch noch Kilde abfing. Der Norweger, der zwei Jahre lang nicht auf Slalomski gestanden war, bestach da wie der Kanadier James Crawford durch eine bärenstarke Leistung. So gingen Silber und Bronze diesmal an zwei Speed-Spezialisten. 

Eine kleinen Wermutstropfen gab es doch aus österreichischer Sicht: Kurz durfte man  sogar mit zwei Medaillen spekulieren, denn Weltmeister Marco Schwarz ging als Sechster der Abfahrt ins Rennen um die Medaillen, hatte nur zwei Zehntel Rückstand auf seinen Teamkollegen. Doch der Kärntner fand im Slalom nur im Starthang zu seinem Rhythmus, ab dann verlor er zu viel Zeit und musste mit Platz fünf vorlieb nehmen.

"Den habe ich vor dem Tag schon ganz oben auf der Rechnung gehabt. Echt, Hut ab! Dass er sich so zurückgekämpft hat, ist eine megacoole Geschichte", freute sich Kombi-Weltmeister Schwarz mit. "Er steht am Nachmittag im Skiraum und richtet sich seine Ski selber her. Mehr verdienen kann es einer nicht als er." Mit seiner eigenen Leistung haderte der Kärntner. "Der Ärger ist natürlich groß. Ich laufe eigentlich schon das ganze Jahr ein bisschen hinterher, das hat sich da jetzt auch nicht gebessert. Ehrlich gesagt weiß ich auch nicht, was ich sagen soll. Es ist brutal bitter, dass es nicht aufgehen will, dass ich den Flow zurzeit nicht finde."