Als Lukas Klapfer spätabends - noch ohne Medaille, die gibt es heute - ins Österreich-Haus kam, stürmten die drei steirischen Super-G-Damen Conny Hütter, Nicole Schmidhofer und Tamara Tippler zum Empfang und bestürmten ihren Landsmann. Der genoss den Empfang sichtlich, wenn auch da schon fast ruhig. „Ich bin“, sagte er, „nicht so der Typ, der die Freude so rauslassen kann.“ Dabei hätte der 32-Jährige allen Grund dazu. Denn just er, der schon so oft abgeschrieben worden war, der einige Male schon in Richtung Karriereende geschielt hatte, sorgte für eine doch überraschende Medaille der Kombinierer. Eine, mit der vor den Spielen so nicht zu rechnen war - außer für Klapfer selbst. Der habe schon am Tag davor gemeint, „bereit“ zu sein. „Und wenn man so große Ankündigungen macht, dann muss man auch liefern.“

Klapfer lieferte und legte den Grundstein just auf der Schanze. Der Eisenerzer, der 2012 schon aus dem Kader fliegen sollte, weil er nicht springen konnte, riskierte alles. „Das war die Vorgabe des Trainers: Nicht brav springen, sondern voll rausfedern und hoffen, dass der Wind kommt. Ich hatte Glück und Wind.“ Das Ergebnis, ein vierter Platz im Springen, ist auch die Arbeit des derzeit in der Kritik stehenden Heinz Kuttin. „Er war es, der mir 2012 das Springen beigebracht hat.“

"Lactat aus den Ohren herausgeronnen"


Nach diesem Ergebnis spekulierte man schon mit einer Medaille, doch im Langlauf wurde es kritisch. Vier Mann gingen an der Spitze in die letzte Runde, „da ist man dann schon nervös“, sagte Klapfer. Und als der spätere Olympiasieger Eric Frenzel attackierte und Akito Watabe mitging, musste Klapfer passen. „Da ist mir das Lactat schon bei Ohren und Nase herausgeronnen“, gestand er. Aber er wusste auch: Dem Norweger Magnus Riiber ging es noch schlechter. „Im letzten Stieg habe ich Christoph Bieler gehört, der mir zurief: Der Riiber reißt! Da wusste ich: Ich habe genug Kraft, um schnell ins Ziel zu laufen.“

Realisiert hat er die Medaille da aber nicht: „Bei Olympia auf der Zielgeraden, da bist du völlig weg. Ich hab gedacht, ich bin nicht richtig, ich gehör nicht hin. Da war mein Weltcupsieg viel emotionaler.“ Die Emotion, die kam dann bei der Flower Ceremony, „da hat es mir die Tränen rausgedrückt. Es waren schon Tränen der Erleichterung.“ Kein Wunder, hat er doch nun wie seine Vorgänger Felix Gottwald oder Mario Stecher eine Olympia-Medaille, als 18. Steirer übrigens. „Und das ist schon etwas, ihre Fußstapfen waren groß. Jetzt selbst zu den Besten zu gehören, das ist schon was ...“

Das erste Telefonat galt der Heimat, Freundin Kati und der vierjährigen Tochter Valentina, „die schon mehr quasselt als die Mama. Sie hat nur 'Super, Papa' gesagt - und ich hab ein Bild bekommen, wo sie den Fernseher küsst, auf dem ich zu sehen bin.“ Dann gab es noch ein Telefonat mit den Eltern, „aber die Mama hat nur geweint“, sagte Klapfer. Jetzt hofft er, „dass daheim alle g'scheit feiern und trinken - außer meiner Tochter natürlich.“
Auch Klapfer hat Zeit zum Durchatmen, für die Kombinierer geht es erst am nächsten Dienstag weiter. Bis dahin kann er die Genugtuung genießen: „Vor einem Jahr war ich nicht einmal bei der WM, heute habe ich eine Olympia-Medaille. Wenn man hart arbeitet, kommt man eben zurück. Ich werde weiter hart arbeiten.“