Der US-Amerikaner Zak Brown schrieb der BBC zufolge in einem Brief an die FIA, dass der Verstoß gegen Ausgabengrenzen und möglicherweise auch Verfahrensverstöße Betrug darstellen würden, "da sie einen erheblichen Vorteil in Bezug auf technische, sportliche und finanzielle Vorschriften" erlauben.

Die FIA hatte in der vergangenen Woche nach monatelanger Buchprüfung verkündet, dass Red Bull als einziges der zehn Teams im Vorjahr das Limit für die Ausgaben überschritten habe. Die Kostengrenze soll für mehr Chancengleichheit sorgen. Es handle sich beim Verstoß um eine "geringfügige" Summe, hieß es vom Dachverband. Genau darum aber streitet sich die Szene. Geringfügig, das heißt weniger als fünf Prozent der erlaubten 145 Millionen US-Dollar (rund 150 Millionen Euro). Das wären immerhin noch bis zu 7,25 Millionen Dollar (rund 7,4 Mio. Euro).

Brown glaubt nicht, dass in so einem Fall "eine finanzielle Strafe allein" eine angemessene Strafe wäre. In solchen Fällen müsse "eindeutig eine sportliche Strafe" verhängt werden. Allein zwei Millionen Dollar würden eine Aufstockung des jährlichen Budgets für die Weiterentwicklung der Autos von 25 bis 50 Prozent bedeuten, rechnete Brown vor. Dies habe also einen "erheblichen positiven und langfristigen Nutzen". Brown erwähnte in seinem Schreiben Red Bull der BBC zufolge ausdrücklich nicht. Nach dpa-Informationen wurde der Brief aus Transparenzgründen auch an alle anderen Rennställe weitergeleitet.

Die FIA hat bis jetzt noch kein Strafmaß verkündet. In ihrer Mitteilung ließ sie zudem offen, um welche Summe es konkret beim Vergehen von Red Bull geht. Der Katalog der möglichen Strafen ist aber weitreichend. Von einer bloßen Verwarnung über den Abzug von WM-Punkten in der Fahrer- oder Teamwertung, einer Sperre oder einer Beschränkung von Entwicklungstests bis hin zu einer Absenkung der Ausgabengrenze für das Team ist alles drin. Die FIA verwies in ihrer Mitteilung zudem darauf, dass nur ein schwerwiegender Verstoß automatisch zum Abzug von WM-Punkten führe. Daher muss Red-Bull-Star und Weltmeister Max Verstappen wohl nicht zu sehr um seinen Premieren-WM-Titel aus dem Vorjahr bangen.