Zuerst eine Schweigeminute für die verstorbene Queen (sieben von zehn Formel-1-Teams sind schließlich in England beheimatet), die italienische Hymne von Andrea Boccelli und die Frecce Tricolori. Die Stimmung im italienischen Rennsporttempel von Monza war schon vor dem Rennstart auf dem Siedepunkt.

Geraderecht zur 100-Jahr-Feier des Autodromo nazionale. Und statt der „Orange Army“ von Spielberg, Spa oder Zandvoort war der königliche Park in tiefrot gefärbt. Nur das Ende war nicht besonders rühmlich. Denn das Rennen endete hinter dem Safetycar, Verstappen gewann im Grunde souverän vor Leclerc und kann schon in Singapur den Sack zu machen.

Die Hoffnungen eines Ferrari-Sieges waren naturgemäß hoch. Dazu waren außer schnellen Runden eines Charles Leclerc auch die beste Rennstrategie und eine bestens eingespielte Boxencrew notwendig. Faktoren, die von der Ferrari-Rennstall zuletzt nicht immer die nötige Aufmerksamkeit geschenkt bekommen haben.

Leclerc nutzte seine Pole-Position gegenüber Georg Russell und ging von Start weg in Führung. Während Max Verstappen, einer von neun Piloten die strafversetzt wurden, sich von Platz sieben auf die Verfolgung machte. Nach drei Runden war der Niederländer schon Dritter, Russell leistete auch keine große Gegenwehr. Und als Leclerc das erste virtuelle Safetycar (Runde 13) zum Reifenwechsel nutzte, lag der Niederländer auf Platz eins.

Auch mit den Medium-Reifen drehte Leclerc in der Folge eine schnellste Runde nach der anderen. In der 26. Runde kommt Verstappen in die Box - und verlor die Führung wieder an Leclerc. Nach zwei Runden hat Verstappen seine neuen Reifen (wie Leclerc Mediums) auf Temperatur gebracht. Damit startete WM-Führende seine zweite Verfolgungsjagd. Die Computer an die Boxen rechneten bereits hoch, das Verstappen mit diesem Marschtempo nur zehn Runde braucht, um Leclerc einzuholen.

So zog Ferrari seinen zweiten Stopp vor (34. Runde), mit noch einmal weichen Pirellis hoffte man im Ferrari-Lager, die richtige Wahl getroffen zu haben. Aber 18 Runden vor Schluss war der Rückstand von knapp 19 Sekunden auf Verstappen ziemlich groß. Und weil die Ferrari-Rakete gegen Ende auch nicht mehr so richtig zündete, hatte Verstappen den nächsten Sieg sicher.

Daran änderte auch das Safetycar in den letzten Runden nichts mehr. Weil die Streckenposten den gestrandeten McLaren von Ricciardo nicht schnell genug abtransportieren konnten, wurde das Rennen hinter dem Safetycar beendet. Auch nicht besonders rühmlich für 100 Jahre Monza.
Damit hat Verstappen aber auch vier Punkte mehr geholt als Leclerc. Und damit kann der „Fliegende Holländer“ bereits in Singapur in drei Wochen den Sack zumachen und die Titelverteidigung fixieren.

In Monza sorgte auch ein weiterer Niederländer für Schlagzeilen. Nick de Vries, Ersatzpilot bei Williams, der erst am Freitag von seinem Einsatz erfuhr, das Auto erstmals im dritten freien Training am Samstag gefahren war, holte gleich bei seiner Formel-1-Premiere als Neunte seine ersten zwei WM-Punkte. Mehr, als Teamkollege Latifi in der bisherigen Saison (0).