Saisonprognosen nach den jährlichen Testfahrten sind schon ohne gravierende Änderungen im Reglement zumeist mehr Kaffeesud lesen als präzise Analysen. Zu wenig können Zuschauer aus den Leistungen bei den Tests herauslesen, zu unsicher sind die vorliegenden Daten. Mit den nahezu komplett veränderten Boliden werden treffsichere Prophezeiungen nun noch schwieriger.

Trotzdem ist sich Red-Bull-Motorsportberater Helmut Marko sicher, dass sein Team am ersten Rennwochenende gut abschneiden wird. Der Steirer sieht Max Verstappen und Sergio Perez an der Spitze des Feldes. "Wir hatten ein unglaublich positives Erlebnis, als wir Chassis-Updates nach Bahrain gebracht haben, diese über Nacht montierten und Perez am nächsten Tag sofort die Bestzeit geholt hat", erklärte der 78-Jährige und hielt mit Lob für sein Team nicht zurück: "Sie haben eine unglaubliche Leistung vollbracht. Das Upgrade funktioniert super."

Mit der Motorleistung der Honda-Antriebseinheit ist er "bis dato sehr zufrieden", den endgültigen Beweis gebe es aber "erst am Samstag im Qualifying". Dort sieht er Red Bull ganz weit vorne, derzeit auch vor dem Erzrivalen Mercedes. Das Team von Toto Wolff stapelte zu Saisonstart gewohnt tief, auch wenn Marko das ganz anders sieht. "Sie stapeln nicht tief. Mercedes hat wirklich Probleme", erklärte er und sieht dabei vor allem den Unterboden als Faktor: "Die Aerodynamik ist noch komplexer und in diesem Jahr musst du für etwaige Verbesserungen das Auto wirklich bis ins letzte Detail verstehen. Deshalb können sie das für unser Dafürhalten in dieser kurzen Zeit nicht lösen."

Die "Silberpfeile" kämpfen vor allem mit dem "Porpoising", dem Hoppeln des Autos auf den Geraden. Das hat mit der veränderten Aerodynmaik zu tun. Durch die Regeländerungen wird der Abtrieb hauptsächlich über den Unterboden erzeugt, genau dieser macht Probleme bei Mercedes. "Wir hatten das auch am AlphaTauri und haben versucht, den Unterboden weiterzuentwickeln. Danach war das Auto unfahrbar. In diesem Jahr ist alles so diffizil, da kannst du nicht im gewohnten Rahmen vorgehen. Deshalb wird Mercedes das nur schwer lösen können." Sollte es jedoch gelingen, ist sich Marko sicher, dass "es ein Match zwischen Mercedes und Red Bull wird."