Die beiden Rennen sind gefahren, die Show ist geglückt, alle Corona-Tests waren negativ. Ein durchaus erfolgreicher Re-Start der Formel 1 auf dem Red-Bull-Ring. Das kann man nur so sehen, oder?

HELMUT MARKO: Wir haben weltweit ein unglaublich eindrucksvolles Echo bekommen. Alle Maßnahmen waren gerechtfertigt. Wir hatten nicht einen einzigen positiven Corona-Test. Das war einfach ganz außerordentlich.

Und wie haben sie selbst die Tage in der Blase erlebt?

Na ja, es war schon etwas restriktiv und eigenartig. Aber für das Wohl der Veranstaltung nimmt man das gerne in Kauf. Man kann nur dem Projekt Spielberg-Team ein Lob aussprechen, was die da auf die Beine gestellt haben. Es war ein Musterbeispiel für alle Sportveranstaltungen weltweit. Das haben alle beobachtet und so gesehen.

Aber atmosphärisch muss doch etwas gefehlt haben.

Ja, sicher, das Fahrerlager war ziemlich leer, Publikum fehlt natürlich. Aber die Quintessenz bleibt am Ende: Ein Rennen unter diesen Umständen ist besser als kein Rennen. Ein Dauerzustand sollte das freilich nicht sein.

Glauben sie, dass auch andere Veranstalter diese von Spielberg hochgelegten Maßstäbe erfüllen können?

Sie sollten es zumindest versuchen. Solange wir halt keine positiven Coronatests haben. Dass der irgendwann kommen wird, bei der aktuellen Entwicklung, wird sich kaum vermeiden lassen. Aber man sieht ja am Beispiel Kärnten und Oberösterreich, dass man das ganz gut regional einfangen kann.

Dabei hielten sich ja nicht alle strikt an die Regeln, so ist ja beispielsweise Charles Leclerc zwischen den Rennen kurz einmal heim nach Monaco geflogen. Da sollte man eigentlich nicht darüber hinweg sehen, oder?

Nun, sagen wir einmal so, es ist am Ende alles gut ausgegangen.

Kommen wir zu Ihrer persönlichen sportlichen Bilanz. Im Grunde hat sich Red Bull Racing doch mehr erwartet für die beiden Heim-Grand-Prix. Sie haben ja vor den Rennen sogar von der Möglichkeit eines Sieges gesprochen.

Ja, richtig. Aber wir waren dann doch ziemlich überrascht von der Motorleistung der Mercedes. Vor allem über deren Qualifikations-Performance. Im ersten Rennen konnten wir noch halbwegs mithalten, aber das waren auch zehn Grad mehr Außentemperatur. Im zweiten Rennen hatten wir da überhaupt keine Chance. Am Auto von Verstappen waren Beschädigungen am Frontflügel und im Heck, damit konnte er auch den Platz gegen Bottas nicht halten. Das müssen wir uns alles ganz genau anschauen. Und das Paradoxe dabei ist: Der Vorteil durch die Höhenlage, den wir gehabt haben, der ist weg. Es kann schon damit zusammenhängen, dass Honda einen neuen Turbo verwendet, aber wir müssen jetzt einmal Budapest abwarten, um die Situation genau beurteilen zu können. Am Ende muss man sagen: Für uns war es ein hartes Erwachen.

Aber Alex Albon hatte im ersten Rennen doch ganz gute Siegchancen?

Ja, ja, sicher. Der war zum Zeitpunkt der Kollision mit Hamilton um ein Hauseck schneller.

Ist der WM-Zug jetzt schon abgefahren?

Nein, auf gar keinen Fall. Wir analysieren das alles einmal, schauen, wo wir ansetzen können, wo wir Verbesserungen finden. Wir kommen zu anderen Strecken, da kann es wieder besser werden.

McLaren und Racing Point werden auch immer schneller. Sind sie schon eine unmittelbare Gefahr?

Nein, im Rennen waren sie meilenweit weg.

Aber Sergio Perez ist doch Sonntag sehr gut gefahren.

Richtig, er war schon ganz gut unterwegs. Man muss auch in Betracht ziehen, dass Racing Point auch die Motor-Updates von Mercedes bekommen hat. Aber derzeit läuft ja ein Protest von Renault. Da müssen wir auch abwarten, was da herauskommt. Aber: Im Rennen sehe ich da keine Gefahr. Mercedes und Renault dürften auf alle Fälle einen besseren Quali-Mode haben.

Jetzt kommen immer mehr Rennen dazu, auch auf völlig neuen Strecken. Wie Mugello, eventuell auch Portimao. Eine neue Herausforderung?

Ja, da kommt viel dazu. Manche Fahrer sind dort überhaupt noch nie gefahren, das bedingt eine andere Herangehensweise. Aber im Grunde erhöht das alles nur die Spannung. Eigentlich kann niemand behaupten, die Formel 1 sei langweilig.