Gegen Ende der 50er-Jahre übernahmen langsam aber sicher die britischen Garagisten die Macht in der Formel 1. Vorbei die Zeiten der Mercedes-Silberpfeile, der Maseratis oder Alfa-Romeos. Es verschwanden Marken wie Talbot-Lago oder Gordini. Dafür rückten Vanwall, Cooper, Brabham und Lotus nach. Nur Ferrari ist seit 1950 im Formel-1-Zirkus vertreten. Das springende Pferd aus Maranello wird wie eine Monstranz emporgehoben. In dieser Zeit revoltierten die Ingenieure. Cooper war der erste Rennstall, er den Motor hinter dem Fahrer montierte. Das war der endgültige Tod der Frontmotor-Autos.

Und so gelang auch der Durchbruch. Ein Sportwagen wurde bei Cooper zum Einsitzer umgebaut. Eine Triebfeder im Werk des John Cooper war ein gewisser Jack Brabham aus Australien, der noch selbst am Auto schraubte. Es galt bisher nicht nur mehr schiere Motorleistung, sondern auch Fahrverhalten, geringes Gewicht und bessere Straßenlage. Die Engländer mit ihrer Leichtbauweise, die schon deshalb sich jeden Boxenstopp ersparten, galten als Störenfriede von Ferrari.

Einer der genialsten Designer der 60er-Jahre war  Colin Chapman (Lotus). Er erfand das Monocoque, die Keilform, später den „Groundeffect“. Sein Gedanken kritzelte er nur auf ein Stück Papier, den Rest erledigten dann seine Ingenieure. Immer ein bisschen in der Grauzone des Reglements. Chapman ging bei seinem Leichtbau-Wahn so weit, dass sie eigentlich schon zu gefährlich waren, rollende Särge so zusagen. Chapman wurde vorgeworfen, dass er mit seinen Experimenten übers Limit hinausschieße und das Leben seiner Fahrer aufs Spiel setze. So waren nur richtige Draufgänger in der Lage, die Gefahren eines Lotus auszuknipsen und schnell zu fahren. Einer von ihnen war Jochen Rindt.

Gefährliche Spiele

In Mainz geboren, bei seiner Großmutter in Graz aufgewachsen, weil seine Eltern im Zweiten Weltkrieg bei einem Bombenangriff gestorben waren. Er ging in Graz und in Bad Aussee zur Schule, gehörte zur „Gang“ um Helmut Marko. Sie lieferten sich Bestzeitfahrten zwischen Graz und Bruck. Und der Lotus war den Fähigkeiten eines Rindt auf den Leib geschneidert.

Schon die Idee mit dem hoch montierten Heckflügel am Lotus 49 war immens gefährlich. Die fragile Konstruktion musste brechen. Wie beim GP von Spanien 1969 im Montjuic-Park von Barcelona – Rindt flog 150 Meter weit, überschlug sich und traf das Auto seines Teamkollegen Graham Hill, der einige Runden zuvor aus dem gleichen Grund verunglückt war. Für 1970 hatte Chapman „Den Keil“ gebaut, den Lotus 72. „Bei Lotus werde ich Weltmeister - oder ich bin tot“, hatte Rindt immer gesagt. Er starb - und wurde posthum Weltmeister.

Die Theorie mit der gebrochenen, hohlen Bremswelle, ist nicht die ganze Wahrheit über den Unfallgrund am 5. September 1970 in Monza. Neueren Erkenntnissen zufolge war es eher das Zusammenspiel mit dem flügellosen Auto, mit verschiedenen Reifenmischungen. Links härtere als rechts. Dazu eine Sorglosigkeit von Rindt. Weil sein Freund Piers Courage in einem Rennwagen verbrannte, nahm Rindt es mit dem Anlegen der Gurte nicht allzu ernst, verzichtete auf die Beingurte, nur um im Fall der Fälle rechtzeitig aus dem Auto zu kommen.

Der Rest ist Geschichte.