Die Formel 1 machte in der ersten Jahreshälfte einen guten Eindruck, hinterließ ein gesundes Äußeres. Weil es doch wieder irgendwie spannender zu sein schien. Die Zeit der Mercedes-Vormachtstellung schwand, Ferrari rückte bedrohlich nahe, zog mitunter vorbei. Die Saison 2018 war lange von einem offenen Schlagabtausch zwischen Lewis Hamilton und Sebastian Vettel geprägt. Diese Ausgeglichenheit mit leichten Vorteilen von Ferrari schien mit dem plötzlichen Tod von Fiat-Boss Sergio Marchionne beendet zu sein. Hamilton und Mercedes waren im Sommer wieder Branchenprimus, die Fehleranfälligkeit bei Ferrari mündete ins italienische Chaos.

Und jetzt kann es ganz schnell gehen. Schon in Austin hat Hamilton die große Chance, zum fünften Mal Weltmeister zu werden. Bei noch vier ausstehenden Rennen. Denn in den USA hat ohnehin nur noch Vettel eine rechnerische Chance. Seit Japan sind Kimi Räikkönen und Valtteri Bottas aus dem Rennen.

Doch auch Vettels Möglichkeiten sind nur noch rechnerischer Natur. Es geht nicht mehr darum, ob Hamilton den WM-Titel holt, sondern wann. Der Brite hat vor dem USA-GP 331 Punkte, 67 mehr als der Ferrari-Pilot. Und die Rechnung ist einfach: Hamilton muss nach dem Rennen auf dem Circuit of the Americas 75 Punkte Vorsprung auf Vettel haben, dafür muss er zumindest acht Punkte mehr holen als der Deutsche, der bei einem weiteren Sieg von Hamilton mindestens Zweiter werden muss, um die WM-Entscheidung zu vertagen. Und angesichts der Mercedes-Dominanz und der eindeutigen Mercedes-Strategie mit der klaren Nummer zwei Bottas, ist es für Vettel gar nicht so einfach, gleich hinter einem Sieger Hamilton über die Ziellinie zu fahren.

Im Klartext: Hamilton ist in Texas Weltmeister 2018, wenn ...

  • er gewinnt und Vettel bestenfalls Dritter wird.
  • er Zweiter wird und Vettel maximal Fünfter.
  • er Dritter wird und Vettel bestenfalls Siebenter.
  • er Vierter wird und Vettel nicht besser als Achter.

Andererseits: Im Falle eines Ausscheidens von Vettel muss Hamilton überhaupt nur noch Sechster werden. Und sollte Vettel jedes der vier ausstehenden Rennen gewinnen, muss sein englischer Konkurrent auch nur 33 Punkte holen.