Es war eine italienisch-britische Traumhochzeit, die im Winter in Maranello über die Bühne ging. Der siebenfache Weltmeister Lewis Hamilton, einer der größten Formel-1-Fahrer aller Zeiten wechselte zum erfolgreichsten Rennstall, den die Motorsport-Königsklasse je gesehen hat. Eine erfolgsversprechende Ehe, die nach nur wenigen Wochen in der neuen Saison ihre erste Krise überstehen muss. Modisch steht dem Briten das Ferrari-Rot bestens, sportlich fühlt sich Hamilton aber alles andere als wohl.

Abgesehen vom überraschenden Sprintsieg in China wartet der 40-Jährige noch immer auf sein erstes Podium für die Scuderia. Platz fünf in Bahrain war bisher das Höchste der Gefühle in einem Grand Prix, mit Platz sieben in der Weltmeisterschaft liegt der 105-fache GP-Sieger deutlich unter den eigenen Erwartungen. Brisant: Just Kimi Antonelli, Hamiltons Nachfolger bei Mercedes, liegt eine Position vor dem Briten in der Fahrerwertung. Auch im internen Ferrari-Duell mit Charles Leclerc hatte er bisher deutlich das Nachsehen.

Die Gründe für die sportliche Talfahrt in Rot sind vielfältig, die Lösung umso schwieriger. Seit seinem ersten Tag im SF-25 kämpft Hamilton mit dem Charakter des Autos und beschwerte sich in Saudi-Arabien einmal mehr darüber, dass ihm der Ferrari zu sehr rutscht. Bezeichnend für die Ratlosigkeit der lebenden Legende war die Antwort auf die Frage, ob er sich im Auto wohl gefühlt habe. „Nein, habe ich nicht, zu keiner Sekunde.“ Der Startransfer der Italiener wirkt verloren und ungewohnt unsicher. „Im Moment gibt es keine Lösung dafür. So wird es auch für den Rest des Jahres bleiben.“

Resignation bei Hamilton

Statt Jubelstimmung gibt es also nach bereits fünf Rennen Resignation, anstatt Titelkampf geht es zumeist im Niemandsland über die Strecke. Dass Fahrer, egal welcher Kategorie, nach einem Wechsel zu einem neuen Team Probleme haben, ist altbekannt. Neben einem neuen Umfeld ändert sich auch in der Routine und Vorbereitung einiges, ganz abgesehen vom Auto an sich, das in diesem Fall wohl besonders schwer zu bändigen scheint. Die derzeitige Situation ähnelt jener bei Mercedes im vergangenen Jahr, als Hamilton mit ausbleibenden Erfolgen und andauernden Problemen in Sachen Balance etwas resignierte und gegen George Russell zurückfiel. Fühlt sich Hamilton rundum wohl, ist er einer der schnellsten Fahrer aller Zeiten. Ist dem nicht so, tut er sich oftmals schwer, zu reagieren.

Ähnlich sieht es Ferrari-Teamchef Frederic Vasseur, der nicht nur die Ingenieure in die Pflicht nimmt. „Es ist sicher das Vertrauen in das Auto, aber auch das Vertrauen in sich selbst, da alles für ihn neu ist.“ Nach knapp fünf Monaten in Maranello sollte sich die erfolgsversprechende Ehe aber langsam einspielen, um im diesjährigen Titelkampf noch ein Wörtchen mitzureden. Die Prognose für die aktuelle Saison ist ohnehin düster. „Es wird eine harte Saison“, gestand der Brite und gab sich in Jeddah auch selbstkritisch. „Charles hat gezeigt, dass das Auto schnell genug ist, um auf Platz drei zu fahren. Ich kann dem Auto also nicht die Schuld zuschieben. Ich weiß nicht, wieso ich nicht die gleiche Leistung aus dem Auto holen kann.“