Rund 80 Minuten lang war das Spiel unspektakulär, Argentinien führte im WM-Finale mit 2:0, ehe Kylian Mbappe mit einem Doppelpack für Frankreich die Verlängerung herbeiführte. Im Elfmeterschießen sicherten sich Lionel Messi und Co. schließlich den Titel und der für viele beste Spieler aller Zeiten holte so seinen letzten fehlenden Pokal. "Leider haben wir in diesem Finale nur reagiert", sagte Frankreichs Tormann Hugo Lloris. "Es war fast wie ein Boxkampf. Das Einzige, was wir uns vorwerfen müssen, ist, dass wir die erste Hälfte komplett verschlafen haben. Es ist immer grausam, auf der falschen Seite zu stehen, aber wir haben bei diesem Turnier von Anfang bis Ende alles gegeben."

Der Teamchef der siegreichen Albiceleste, Lionel Scaloni, rang nach dem Triumph nach Worten. "Ich kann nicht glauben, dass wir in einem perfekten Spiel so leiden mussten. Unglaublich, aber dieses Team findet auf alles eine Antwort. Ich bin stolz auf die Arbeit, die sie geleistet haben. Mit den Schlägen, die wir heute einstecken mussten, mit dem zweimaligen Ausgleich, das macht dich emotional. Das ist ein historischer Moment für unser Land, die Leute sollen das genießen."

Diesem Aufruf werden die – im positiven Sinne – fußballverrückten Argentinien-Fans definitiv gefolgt sein. Auch die Spieler selbst waren aufgedreht. "Es gehen einem so viele Gedanken durch den Kopf. Ich weiß gar nicht, wie ich runterkommen kann", sagte Mittelfeldspieler Leandro Paredes.

Deschamps: "Nicht die gleiche Energie gezeigt"

Aufseiten der Verlierer meinte Teamchef Didier Deschamps: "Es sollte nicht sein. Für die ganze Mannschaft ist es seit einiger Zeit schwierig. Wir haben einfach nicht die gleiche Energie wie in den letzten Spielen gezeigt." Bezüglich seiner Zukunft meinte der Weltmeister von 1998 (Spieler) und 2018 (Trainer): "Auch wenn wir gewonnen hätten, hätte ich diese Frage nicht beantworten können."

Keine Sorgen um seine Zukunft muss sich Kylian Mbappe machen. Der erst 23-jährige Superstar der Franzosen traf drei Mal, zählt man das Elfmeterschießen dazu, dann sogar vier Mal. Sein Teamkollege Raphael Varane, der gegen Ende der Partie völlig erschöpft ausgetauscht werden musste, sagte: "Wir sind enttäuscht. Wir mussten im Turnierverlauf viele Hindernisse überstehen und gaben alles, auch im Finale. Auch im Finale ließen wir den Kopf nicht hängen."

Lionel Messi, auf dem schon seit Beginn dieser Endrunde alle Augen gerichtet waren, sprach von einem "Kindheitstraum eines jeden. Ich kann mich glücklich schätzen, in meiner Karriere alles erreicht zu haben. Das, was fehlte, ist nun da. Das wollte ich zum Ende meiner Karriere, es gibt nichts mehr, was ich noch will. Danke Gott, er hat mir alles gegeben." Die Zukunft des frischgebackenen Weltmeisters ist aber geklärt. "Ich möchte weiterhin für Argentinien spielen, um den Weltmeistertitel zu ehren. Ich kann es kaum erwarten, den Titel in Argentinien zu feiern und den Wahnsinn dort zu sehen. Fußball ist ein verrückter Sport. Das ist für das argentinische Volk", sagte der in arabisches Gewand gehüllte Messi. Das hat er vor der Pokalübergabe von Katars Emir Tamim bin Hamad Al Thani angezogen bekommen, unter Mithilfe von FIFA-Präsident Gianni Infantino. Die Reaktionen ließen nicht lange auf sich warten. "Ich glaub, da war Messi selber auch nicht glücklich", sagte Bastian Schweinsteiger im TV. "Da nimmt man dem Spieler einen ganz großen Moment. Ich fand es auch nicht gut." Der englische Ex-Profi Gary Lineker sagte: "In gewisser Weise ist es beschämend, dass sie Messi in seinem argentinischen Trikot verdeckt haben."