In Argentinien ist das Thema längst geklärt. Im Viertelfinale der Copa America traf Argentinien im Jahr 2011 zu Hause auf Uruguay. Und der Stadionsprecher schrie ins Mikrofon: "Mit der Nummer 10 ... der beste Spieler der Welt ... Lionel Messi!" Jede weitere Diskussion, überflüssig.

Bei der Weltmeisterschaft in Katar ist Messi auf dem besten Weg, die Diskussion auch außerhalb Argentiniens überflüssig zu machen. "Das wird meine letzte WM sein. Und die letzte Chance, das zu erreichen, was wir alle erreichen wollen", sagte der Argentinier schon vor dem Turnier. Eine Niederlage gegen Saudi-Arabien zum Auftakt ließen alle an der "Albiceleste" zweifeln, die Argentinier wuchsen aber weiter. Und marschierten mit einem überragenden Kapitän bis ins Finale der Weltmeisterschaft. Messis zweites nach 2014 in Brasilien, als Argentinien gegen Deutschland verlor. Und Messis letztes, das er dieses Mal unbedingt gewinnen möchte.

Wie sich Messi im Halbfinal-Duell mit Kroatiens Super-Verteidiger Josko Gvardiol spielte, ist unvergleichlich. Wie sich Messi zwischen den Linien bewegt, um im Ballbesitz sofort Tempo aufzunehmen, ist unerreichbar. Wie Messi vor den Fans jubelt und sich mit seinen Mitspielern freut, ist unerwartet. So locker und gelöst hat man den 35-Jährigen lange nicht gesehen. Messi ist Anführer einer guten Mannschaft – die aber nicht mehr als ein Mitfavorit auf den WM-Titel war. Aber die gute Mannschaft marschiert, um ihrem Kapitän die Vollendung seiner unglaublichen Karriere zu ermöglichen.

Unvergessen sind die Tränen nach der Finalniederlage gegen Deutschland, als der Offensivspieler zum besten Spieler des Turniers gewählt wurde und sich über die Auszeichnung gar nicht freuen konnte. Bemerkenswert, dass so viele Menschen auf der Welt, den Argentiniern den Weltmeistertitel wünschen – eben wegen Messi. "Ich bin dankbar für die Liebe und Unterstützung, die ich während meiner Karriere erhalten habe", sagt Messi. "Es ist schön, dass sich so viele Menschen, die nicht Argentinier sind, wünschen, dass wir Weltmeister werden."

Die Liebe, die Messi erfährt, hat er sich erarbeitet, die Zahlen sprechen für sich. In seiner Karriere hat Messi alle 104 Minuten getroffen, war alle 72 Minuten an einem Tor beteiligt. Besser geht es nicht. Sieben Mal Gewinner des Ballon d'Or. 22 Mal Torschützenkönig. Vier Mal Champions-League-Sieger. Zehn Mal Spanischer Meister. Einmal Copa-America-Sieger. Einmal – zumindest – Vizeweltmeister.

Und doch wird darüber diskutiert, ob Messi der beste Spieler aller Zeiten ist. Er wird verglichen mit Pele, Zinedine Zidane, Ronaldinho, Ronaldo (dem Brasilianer), Diego Maradona – allesamt Weltmeister – und Cristiano Ronaldo. Die Entscheidung, wer tatsächlich der Beste ist, ist nicht zu treffen. Auch Messis Weltmeistertitel würde es nicht erleichtern. Einigkeit wird nie herrschen. Und das ist gut so. Als Fußballfan geht es ja auch darum, eine Meinung zu haben und mit Freunden und Fremden zu debattieren. Die britischen Fußball-Journalisten Danny Baker und Danny Kelly haben über Fußball-Diskussionen einmal gesagt: "Manchmal richtig, manchmal falsch – immer sicher."