Nicole Schmidhofer, Skifahrerin und Ex-Weltmeisterin

Nicole Schmidhofer

Ich werde mir die WM diesmal nicht anschauen – aber nicht wirklich aus Gründen des politischen Boykotts. Oder vielleicht doch – denn ich habe Wichtigeres zu tun, im Dezember stehen bei mir andere Sachen im Vordergrund. Und, ganz ehrlich: Wer schaut schon Fußball, wenn er auch Skifahren, Skispringen oder einfach Wintersport schauen kann? Ich finde aber, dass man als Fußballfan die WM nicht boykottieren muss. Die ganze Sache erinnert mich an Olympia in China. Man muss bei all diesen Großveranstaltungen hinterfragen, was eine größere Rolle: Geld oder Sport? Die Antwort ist leider klar; es ist das Geld. Jeder muss für sich entscheiden, ob man etwa um drei Uhr früh aufsteht, oder nicht. Für mich ist klar: Es ist nicht die Jahreszeit für Fußball ...

Beate Meinl-Reisinger, Neos-Chefin

Uns ist völlig klar, dass solche Großveranstaltungen nicht immer in lupenreinen Vorzeigedemokratien stattfinden können. Neben der Korruption nehmen aber vor allem die Menschenrechtsverletzungen jegliche Freude an der heute in Katar beginnenden Fußball-Weltmeisterschaft. Tausende Arbeiter starben in den letzten Jahren während der Bauarbeiten an den Stadien, Gleichberechtigung zwischen Frauen und Männer ist in dem Emirat ein Fremdwort, und Homosexualität steht unter Strafe. Wir fordern daher vom Grünen-Sportminister Werner Kogler und seinen internationalen Kolleginnen und Kollegen einen Kriterienkatalog auf europäischer Ebene, der die zukünftige Vergabe regelt. Für die WM in Katar gibt es von uns eindeutig die Rote Karte.

Beate Meinl-Reisinger
Beate Meinl-Reisinger © APA/GEORG HOCHMUTH

Franz Klammer, Olympiasieger

Wenn ich ehrlich bin, habe ich noch nie viele Spiele bei einer Fußball-Weltmeisterschaft angesehen. Natürlich gibt es Ausnahmen, wie das Finale oder hin und wieder eine Partie, die Spannung verspricht. Aber generell interessiert es mich nicht besonders, war ich noch nie der große Fußballfan. "Die gesamten Bedenken gegenüber Katar sind für mich viel zu spät angelaufen. Schon nach der Vergabe hätten die Alarmglocken schrillen müssen. Es waren ja alle Fakten – wie dass es heiß werden wird, die Menschenrechtssituation – bekannt, es ist ja nix wirklich Überraschendes dabei. Ich verbringe lieber viel Zeit mit meinen Enkeln, obwohl die beiden Söhne meiner Tochter Sophie mich ganz schön fordern, es auch ziemlich anstrengend sein kann, aber es ist extrem viel Spaß dabei.

Franz Klammer
Franz Klammer © GEPA pictures/ Johannes Friedl

Herbert Kickl, FPÖ-Parteichef

Während die Bundesregierung, der türkise Bundeskanzler und die Grüne-Klimaschutzministerin, aber auch die deutsche und andere Regierungen Öl- oder Gas-Pilgerfahrten zu den Scheichs nach Katar unternehmen und dessen Regierung regelrecht hofieren, wollen manche jetzt den Fußballfans ein schlechtes Gewissen machen, wenn sie die Fußball-Weltmeisterschaft in Katar mitverfolgen. Wie heuchlerisch ist das denn! Jeder in Österreich soll das für sich selbst entscheiden, ob er sich das Fußballereignis zu Hause vor dem Fernsehgerät, in größerer Runde im Gasthaus, beim Public Viewing oder live vor Ort im Emirat anschaut. Und wenn Menschen das Fußballturnier mitverfolgen, dann soll sie niemand dafür moralisierend kritisieren.

© APA/GEORG HOCHMUTH

Maryam Mohammadi, Künstlerin und Kuratorin

Ein Turnier ausgerechnet in Katar auszutragen, halte ich für falsch; das war es auch schon bei der Entscheidung. Damit wird dem Land trotz seiner Machenschaften weltweit eine Bühne geboten. Obwohl die Verletzungen gegen Menschenrechte, Frauenrechte, LGBTIQ-Rechte sowie Zensur hinlänglich bekannt sind. Ich bin darum dafür, diese WM in Katar zu boykottieren. Besonders dieses Mal vor dem Hintergrund der aktuellen Kriege und Krisen in dieser Welt, allen voran der Ukraine-Krieg und die Proteste im Iran. Trotz der großen Fußballbegeisterung gibt es im Iran aktuell eine große Kampagne der Protestbewegung zum Boykott dieser Nationalmannschaft der Islamischen Republik. Wie kann man über Tore jubeln, wenn zur gleichen Zeit Menschen erschlagen und erschossen werden.

Maryam Mohammadi
Maryam Mohammadi © Sophie Ederer

Hannes Jagerhofer, Eventmanager

Hannes Jagerhofer
Hannes Jagerhofer © Markus Traussnig

Grundsätzlich werde ich die Fußball-WM boykottieren. Weil es ein Wahnsinn ist, was da in Katar im Jahr 2022 passiert, und zwar von A bis Z. Beginnend bei der Vergabe – dass so etwas noch möglich ist, kann ja niemand verstehen. Ich lehne diese WM zutiefst ab, die dürfen einfach keinen Erfolg haben, das ist das Wichtigste. Die FIFA hätte diese Veranstaltung absagen müssen. Natürlich nicht erst jetzt, sondern vor Jahren, als die Missstände bekannt wurden. Damals war halt das Bewusstsein in der Öffentlichkeit für all diese Probleme nicht da, der Druck fehlte. Ich bin aber auch so ehrlich und gebe zu, dass ich nicht ausschließen kann, beim Zappen vorm Fernseher bei einem Spiel hängenzubleiben. Bewusst schaue ich mir aber kein Match an, anders als sonst gehe ich diesmal auch zu keinem Public Viewing.

Ulkrike Haidacher, Kabarettistin und Schriftstellerin

Ich hasse Fußball. Nein, noch schlimmer, es ist mir völlig wurscht. Außer, es ist dann eine WM oder eine EM, das bekomm selbst ich irgendwann mit und plötzlich halte ich aus völlig unnachvollziehbaren Gründen zu irgendeiner Mannschaft (meistens zu der, die am Ende verliert). Das Einzige, was ich da aber sehe, sind grotesk-emotionale Männer, die über eine Wiese rennen und sich zwischendurch theatral am Boden wälzen. Ich habe also großes Glück. Ich brauch' mir gar nicht zu überlegen, ob ich die diesjährige WM boykottiere. Wär' ich aber in der Situation, hätte ich mir einen persönlichen Boykott, weil eine WM in einem menschenrechtsverachtenden Staat stattfindet, wahrscheinlich schon viel früher überlegt, zum Beispiel in den letzten Jahren.

Ulrike Haidacher
Ulrike Haidacher © Gabriel Rizar (HF)