Vor vier Jahren hat Costa Rica bei der Fußball-Weltmeisterschaft in Brasilien sensationell das Viertelfinale erreicht. Erneut von Real Madrids Champions-League-Held Keylor Navas angeführt, hofft das kleine mittelamerikanische Land heuer in Russland auf ein Dacapo. Doch schon das Überstehen der Gruppenphase wäre angesichts der Gegner Brasilien, Serbien und der Schweiz eine faustdicke Überraschung.

Bei der fünften WM-Teilnahme der "Ticos", wie die Einwohner des Landes in Lateinamerika genannt werden, wird wieder viel von Real-Torhüter Navas abhängen. Der 31-Jährige, der zuletzt die Spieler von Bayern München im Champions-League-Semifinale zur Verzweiflung brachte, braucht gegen Serbien (17. Juni), Brasilien (22. Juni) und die Schweiz (27. Juni) ähnlich gute Tage wie vor vier Jahren, als in Brasilien sein Stern so richtig aufging.

Mit reihenweise Glanzparaden schuf Navas damals die Basis für den Aufstieg seiner Mannschaft ins Viertelfinale, wo gegen die Niederlande erst unglücklich im Elfmeterschießen das Ende kam. In der Gruppe hatten sich die Mittelamerikaner gegen Uruguay, Italien und England durchgesetzt. Bei der Wahl zum Torhüter des Turniers musste sich Navas nur Deutschlands Weltmeister-Goalie Manuel Neuer geschlagen geben. Nach der WM verpflichtete der spanische Rekordmeister aus Madrid den Costa Ricaner vom Liga-Konkurrenten Levante.

Als Kapitän wird in Russland Angreifer Bryan Ruiz, der mittlerweile bei Sporting in Portugal spielt, das Team auf den Platz führen. Unterstützung an vorderster Front erhält er von Joel Campbell, der von Arsenal zuletzt an Betis Sevilla verliehen war, sowie Marco Urena vom neuen MLS-Club Los Angeles FC. Die meisten Legionäre im Kader von Trainer Oscar Ramirez sind in der nordamerikanischen Major League Soccer engagiert, doch auch die heimische Meisterschaft ist gut repräsentiert.

Ramirez amtiert seit August 2015 als Chefcoach. Der heute 53-Jährige rückte nicht einmal zwei Wochen nach seiner Bestellung als Assistenztrainer in die erste Reihe vor, da Vorgänger Paulo Wanchope nach einer Prügelei mit einem Ordner zurückgetreten war. In der CONCACAF-Qualifikation gewannen die "Ticos" unter anderem beide Matches gegen die USA (4:0 daheim, 2:0 auswärts) und erreichten gegen Mexiko ein 1:1-Heimremis. In der Endabrechnung belegte Costa Rica hinter den Mexikanern den zweiten Platz.

Der Trainer sorgte mit einer peinlichen Pressekonferenz kurz vor WM-Start für Aufregung. Nach dem Testspiel gegen Belgien kannte er den Namen von Superstar Eden Hazard nicht: "Die Nummer 10, ich weiß gerade nicht seinen Namen, er war sehr beweglich und hat die Räume sehr gut ausgenutzt. Wir hatten Probleme, das in der Griff zu bekommen", sagte Ramirez. Und dann wusste er auch noch den Namen von Harry Kane nicht. "England hat diesen starken Angreifer, ähm, den Mittelstürmer. Mir fällt der Name nicht ein."