Es kam alles aus Franco Foda heraus, als er nach Schlusspfiff in die Fernsehkamera schrie. „Wir waren überzeugt, dass wir es schaffen können. Wir wollten Geschichte schreiben und dafür mussten wir gewinnen. Die Mannschaft hat von der ersten Minute eindrucksvoll gezeigt, dass sie das unbedingt wollen. Ich bin sehr stolz auf die Mannschaft und möchte mich bei allen Mitarbeitern im ÖFB bedanken“, sagte Österreichs Teamchef überglücklich. Die Ideen von Foda, eine System- und Formationsumstellung vorzunehmen – vor allem David Alaba als linker Außenverteidiger und Florian Grillitsch als Regisseur glänzten –, erwiesen sich als goldrichtig. Auch die Umstellung auf die Viererkette. „Ein bisschen kenne ich mich ja aus im Fußball. Ich bin lange genug im Geschäft. Wir haben bei der Ukraine Schwächen über die Flügel erkannt. Da wollten wir Überzahlsituationen schaffen, das ist aufgegangen.“

Siegtorschütze Christoph Baumgartner musste nach 32 Minuten wegen einer Kopfverletzung vom Platz, nachdem er kurz zuvor mit einem Ukrainer zusammengestoßen war. „Mir tut der Schädel richtig weh. Ich habe leider immer mehr Druck auf den Kopf bekommen“, sagte Österreichs insgesamt sechster EM-Torschütze in der Historie, der diesmal den erstmaligen Achtelfinal-Aufstieg fixierte. „Ich kann es noch gar nicht ganz realisieren, aber ich freue mich für ganz Österreich. Wir haben so einen Sch... hinter uns mit dem ganzen Coronathema. Wir haben das so genossen und hoffen, dass es das ganze Land genießt und sich mit uns freut.“

Fixiert wurde mit dem Erfolg auch, dass Kapitän David Alaba seinen 29. Geburtstag am Donnerstag im Basecamp des Nationalteams in Seefeld feiern muss. „Das ist in dem Fall wirklich super. Es ist echt sehr schön, dass wir im Achtelfinale stehen. Wir wollten es unbedingt, das hat man in jeder Sekunde gespürt. Die Mannschaft ist einfach überragend darin, was sie an Einstellung und Mentalität auf den Platz bringt“, sagte der Superstar, der in der neuen Saison bei Real Madrid spielen wird.

Eine Glanzvorstellung im österreichischen Tor lieferte Daniel Bachmann in seinem fünften Länderspiel ab. „Das war das mit Abstand beste Spiel, seit ich dabei bin. Wir haben eine überragende Leistung gebracht und richtig geil gekämpft“, erklärte der Watford-Torhüter. Ein strahlender Florian Grillitsch kündigte an, „noch ein bisschen zu feiern“. „Das haben wir uns verdient. Wir haben einen super Fußball in der ersten Hälfte gespielt. Wir sind stolz, so ein historisches Ergebnis erzielt zu haben. Wir sind überglücklich.“ Etwas verzwickter schaute Marko Arnautovic. „Ich habe so viele Schmerzen in den Beinen und im ganzen Körper. Ich habe es mir leichter vorgestellt. Aber nach sechs Wochen Pause wieder 90 Minuten zu spielen, ist nicht ohne gewesen.“

Eine einfache Erklärung, warum es gegen die Ukraine so gut geklappt hat, lieferte Xaver Schlager: „Wir haben schon öfters so gut gespielt. Aber zuletzt waren wir nie in absoluter Bestbesetzung. Immer war jemand gesperrt oder verletzt“, sagte der Wolfsburg-Legionär. „Es war ein verdammt wichtiger Sieg, der viel Selbstvertrauen gibt.“
Auch das Duell der Zuschauer ging letztlich an die Österreicher. Schon am Abend zuvor hatten sich die in der landestypischen rot-weiß-roten Tracht auftretenden Fans mit ihren ukrainischen Kollegen eine heiße Partie geliefert, die am Spieltag selbst in der Altstadt ihre Fortsetzung fand. Im Stadion machten nicht überraschend zunächst die Ukrainer mehr Krawall, doch je länger das Match dauerte, desto lauter waren die Anhänger der Österreicher zu vernehmen. Das ohrenbetäubende U-kra-i-na-Stakkato war verstummt.

Nach dem Schlusspfiff gaben die Fans so lange keine Ruhe, bis die gesamte österreichische Mannschaft noch einmal aus der Kabine kam und sich mit dem Volk gemeinsam auf eine sehr lange Nacht einstimmte.