Ivo, Ivo, Ivo, Ivo, Ivo hallten die Sprechchöre durch das mit 51.428 Zuschauern ausverkaufte Ernst-Happel-Stadion. Ivo traf. Vom Elfmeterpunkt. In der 93. Minute. Gegen Polen. Die Arena kochte. Ivica Vastic hat nicht nur den ersten Treffer für Österreich bei einer Europameisterschaft erzielt. Der damals mit 39 Jahren älteste rot-weiß-rote Spieler hielt das Gastgeberland bei der Euro 2008 im Rennen ums Viertelfinale. Nach der 0:1-Niederlage gegen Kroatien brauchte Österreich gegen Polen zumindest einen Punkt, um weiterhin bei der Heim-EM eine Rolle zu spielen. Dank Vastic blieb die Truppe des damaligen Teamchefs Josef Hickersberger im Rennen um das Viertelfinale. Das Spiel endete 1:1. Durch eine 0:1-Niederlage gegen Deutschland war es ausgeträumt mit dem Fußball-Märchen im eigenen Land.

Was blieb, was Österreichs erstes EM-Tor. „Das kann mir keiner nehmen. Dieses Tor bleibt für die Ewigkeit. Aber ich hoffe, es kommen noch viele Torschützen dazu“, sagt Vastic in Hinblick auf die bevorstehende Euro. Ob das Tor eine besondere Bedeutung habe, beantwortete mit einem „Jein“. Auf der einen Seite Ja, „weil es eben das erste EM-Tor gewesen ist“. Auf der anderen Seite Nein, „weil es eben ein ganz gewöhnlicher Elfmeter gewesen ist und es zugleich meine letzte Aktion war. Ich hätte gerne noch das eine oder andere Tor gemacht, damit Österreich weiterkommt, aber ich bekam leider keine Chance mehr“.

Lewandowski foulte Prödl

Sebastian Prödl wurde von Robert Lewandowski im Strafraum zu Fall gebracht. Der englische Schiedsrichter Howard Web zeigte in der Nachspielzeit auf den Punkt. Auf die Frage, ob er, Vastic, aufgrund der Bedeutung des Strafstoßes in der 93. Minute Nervosität verspürt hatte, sagt Vastic heute: „Als erfahrenster Spieler habe ich mir den Ball genommen. Ich habe kein Problem gehabt, Verantwortung zu übernehmen. Ich war nicht nervös, ich konzentrierte mich nur auf die Ausführung. Den Rest kennt man schon.“ Der Rest: Vastic nahm ein paar Schritte Anlauf und knallte den Ball links hoch ins Eck. Eigentlich sollte Roland Linz den Elfmeter schießen, doch er wurde in der 64. Minute ausgewechselt.

Vastic war schon vor dem Schuss im Vorteil. Er erklärt, weshalb: „Ich habe den Tormann in einem Freundschaftsspiel beobachtet. Er hatte eine Finte mit einem Ausfallschritt nach rechts und dann ist er in seine linke Ecke gegangen. Und genau das Gleiche hat er auch bei meinem Elfmeter gemacht. Ich habe gewusst, wenn ich den Ball treffe, ist er drinnen. Es wäre auch egal, wenn er in die andere Ecke gegangen wäre. Diesen Schuss hätte er nicht halten können.“

Profis haben keine schlechte Stimmung

Vastic war damals mit 39 Jahren der „Opa“ im Team. Der Zusammenhalt war trotz der unterschiedlichen Typen aber sehr gut. „Jeder hatte seine Qualitäten. Und alle wussten, dass wir nur gemeinsam eine Chance haben. Die Stimmung war richtig gut – bis zum Ausscheiden“, erzählt Vastic und nahm gleich ungefragt zur aktuellen Situation innerhalb des Nationalteams Stellung: „Alle, die jetzt dabei sind, sind Profis und müssen sich auch so verhalten. Sie haben eine sehr gute Chance auf das Viertelfinale. Ich traue es diesen Spielern zu. Aber sie müssen begreifen, dass sich diese Chance nur alle vier Jahre bietet. Wenn sie das Verstehen, kann es keine schlechte Stimmung geben. Sie sollen konzentriert und fokussiert sein. Das heißt aber nicht gleich, dass dies eine schlechte Stimmung ist. Jeder einzelne ist für die Atmosphäre im Team mitverantwortlich. In der Qualifikation haben sie gezeigt, dass sie eine gute Truppe sind, das haben sie sicher nicht vergessen.“

Für Vastic ist das Viertelfinale möglich

Vastic stuft die Chance auf ein Weiterkommen heuer höher ein als noch 2016. „Damals sind sie aufgrund der souveränen Qualifikation sozusagen als Favorit in die EM gegangen. Die anderen Mannschaften haben sich Österreich genau analysiert. Mit diesem Wissen und dieser Erfahrung wird Österreich ganz anders starten. Jedes Spiel ist ein Finalspiel, alle müssen immer alles geben und noch mehr. Da gibt es kein spekulieren“, erklärt Vastic. Seiner Meinung nach wird Teamchef Franco Foda die Mannschaft auf den Punkt vorbereiten. Das sagt er nicht, weil er ein ehemaliger Mannschaftskollege war? „Nein, Franky kann das. Er weiß auch, was bei der letzten EM war. Er macht das“, sagt Vastic.