"Kopf hoch!", ruft Abdulah Ibrakovic über den Rasen. Der KSV-Coach fordert im Training seine Stürmer auf, den Kopf nach oben und den Blick nach vorne zu richten. Genauso gut könnte es die Devise für das heutige Spiel sein. Kopf hoch. Nur Mut. „Das ist die beste Mannschaft Österreichs und wir haben nichts zu verlieren“, sagt der Bosnier.

Salzburg hat im Cup eine Rekordmarke aufgestellt, 21 Siege in Folge und die Cup-Titel 2014, 2015 und 2016 gefeiert. Und egal, welche Zahlen man nimmt, KSV (Marktwert des Kaders: 3,9 Millionen Euro) spielt gegen Österreichs Krösus (Marktwert: 36 Millionen Euro) immer wie David gegen Goliath.

Kann es eine Sensation biblischen Ausmaßes geben? "Jeder", sagt Salzburg-Trainer Oscar Garcia, "erwartet, dass wir gewinnen. Wir haben Kapfenberg beobachtet, sie genau analysiert und wissen, welches Potenzial sie haben." Ibrakovic hat ebenfalls Lob für sein Gegenüber parat: "Wie können wir gegen den neuen Barcelona-Trainer bestehen?", sagt er mit einem Augenzwinkern und einem Wink auf die Gerüchte aus Spanien, die Garcia als Kandidaten nennen.

Die leichte Schulter

Salzburg-Spieler Stefan Lainer warnt: "Wir dürfen nicht ein Prozent weniger geben als bisher. Kapfenberg steht nicht zufällig im Viertelfinale, hat in jedem Spiel mehrfach getroffen und mit Victor (Anm.: fünf Tore) den Führenden in der Cup-Torschützenliste." Einer, der Lainers Worte gut einzuschätzen weiß, ist KSV-Tormann Paul Gartler. "Ich war mit Lainer und Schlager im U21-Team und habe mitbekommen, dass sie keine Probleme erwarten. Natürlich nehmen sie uns auf die leichte Schulter."

Gartler (20) bestreitet sein erstes Bewerbsspiel gegen einen Bundesligaklub und ist realistisch. "Wenn wir zehn Mal gegen Salzburg spielen, verlieren wir neun Mal. Vielleicht ist diesmal aber der eine Tag."

Debakel und Überraschung

Zuletzt verlor Kapfenberg 2013 im Cup gegen Salzburg mit 1:7. Hervorgekramt werden aber die Erinnerungen an die Sensation im November 2008, als Liendl (2), Taboga, Osoinik und Zimmermann den KSV zum 5:2-Erfolg schossen. „Ich war damals krank und habe es nur im Fernsehen gesehen“, ärgert sich KSV-Kapitän David Sencar mit einem Lachen. Kleiner Hoffnungsschimmer: Seit der Tormannrochade von Christoph Nicht zu Gartler (die Sencar zum Kapitän machte), hat KSV fünf Spiele nicht verloren. Die neue Unverwundbarkeit wird heute auf die größte Probe gestellt.

Doppeltorschütze Michael Liendl wurde gefeiert
Doppeltorschütze Michael Liendl wurde gefeiert © GEPA pictures

Ibrakovic wird defensiv und im Konterspiel agieren lassen: „Selbst die Austria wollte mitspielen und hat ein 0:5 bekommen. Meine Burschen haben sich diese Chance verdient und ich habe volles Vertrauen in sie. Vielleicht können wir einen Torpedo abfeuern.“