Haben Sie den Schritt vom WAC zur Wiener Austria schon bereut?

Christian Ilzer: Nein! Der WAC wäre sicher die unkomplizierte, einfache Wahl gewesen. Gleiches Umfeld, eine eingespielte Mannschaft, die Familie hätte nicht umziehen, die Kinder nicht die Schule wechseln müssen. Ich gehe aber nicht den bequemen Weg. Ich liebe Herausforderungen. Die hab’ ich mit der Austria Wien definitiv gefunden.

Sechs Spiele, fünf Punkte in der Liga, dazu das Aus in der Europa-League-Qualifikation. Es hätte besser laufen können?

Ja, klar. Wir alle sind nicht zufrieden. Wir alle hätten gerne mehr Punkte und bessere Leistungen gezeigt. Aber ich jammer’ nicht herum. Es sind bei der Austria genügend Ressourcen vorhanden. Wir müssen sie finden, entwickeln und das Bestmögliche herausholen.

Wie gehen Sie persönlich mit dieser Situation um?

Man muss sich treu bleiben, darf sein Selbstvertrauen nicht verlieren. Ich bin seit 25 Jahren Trainer und war nie schlechter als Dritter. Am Ende kam also immer Erfolg heraus.

Sie sprachen davon, noch nicht den richtigen Anzug gefunden zu haben. Wann wird er passen?

Wir suchen noch. Wir haben anfangs mit einem Zehner und zwei Stürmern gespielt. Dann hab’ ich gemerkt: Christoph Monschein wird nur treffen, wenn er vorne allein ist. Wir haben das geändert. Die Folge: Monschein hat von Runde drei bis jetzt sechs Treffer erzielt. Diese Justierungen müssen wir auch auf anderen Positionen vornehmen.

Haben Sie noch Kontakt nach Wolfsberg?

Wir hatten nicht nur sportlich, sondern auch zwischenmenschlich ein sensationelles Jahr. Ich habe viele richtige Freundschaften geschlossen. Diese sind vereins- und distanz-unabhängig.

Sie waren von Montag bis Mittwoch auf Trainerkurs, unter anderem mit ihrem Nachfolger beim WAC, Gerhard Struber. Worüber tauscht man sich da aus?

Auf jeden Fall nicht über das Spiel am Sonntag. Wir haben uns viel unterhalten. Über die Liga, das Nationalteam, über die Kursinhalte. Ich schätze Struber sehr. Er macht eine sensationelle Arbeit, die hat mir schon auf seiner vorherigen Station in Liefering imponiert. Wir verstehen uns gut.

Wie wird das Spiel am Sonntag beim WAC enden?

Ich bin kein Hellseher. Was ich aber weiß: Es wird eine immens schwierige Aufgabe. Die Rückkehr ist natürlich emotional. Wir hatten Riesen-Erfolge mit Platz drei und dem Einzug in die Europa-League-Gruppenphase. Jetzt steh’ ich eben auf der anderen Seite.

Die nicht immer leicht ist. Immer wieder fallen in Verbindung mit der Austria die Begriffe „Einflüsterer“ und „Schlangengrube“.

Die Arbeit hier ist keine andere wie zuvor in Wolfsberg oder Hartberg. Klar wirkt von außen viel mehr ein. Aber wichtig ist es, den inneren Kern ruhig zu halten. Der Austausch mit Peter Stöger und Ralf Muhr ist gut, ich habe vollste Unterstützung.

Rechnen Sie damit, dass es im Herbst ungemütlich wird?

Wenn ich nicht gewinne, ist es für mich nie gemütlich. Da unterscheidet sich die Bundesliga nicht vom „Vier gewinnt“ gegen meinen Sohn. Gemütlich kann es nur werden, wenn der Erfolg da ist. Bleibt der aus, steht der Trainer zur Disposition. Das ist doch normal.