In der Bundesliga in Österreich gab es ein einziges Spiel, in dem mehr Tore gefallen sind, als am 18. Oktober 2008. Am 22. Juni 1977 verlor der GAK bei Rapid mit 1:11. Das zweite Spiel in dieser Liste: ein 6:5 von Sturm Graz - ausgerechnet gegen den nächsten Gegner der Steirer aus Mattersburg.

Es war eines der verrücktesten Fußballspiele in der Bundesliga-Geschichte. Sturm führte damals nämlich zur Halbzeit im Burgenland schon mit 5:0. Mario Haas war drei Mal erfolgreich, Innenverteidiger Mario Sonnleitner und Youngster Daniel Beichler steuerten ebenfalls Tore zur mehr als nur komfortablen Pausenführung bei. Was Franco Foda in der Kabine gesagt hat, ist nicht überliefert. Der Mainzer wird wohl zufrieden gewesen sein mit der Vorstellung gegen die Mannschaft von Franz Lederer. Ganz anders die Mattersburger: ein präsidiales Feuerwerk von Martin Pucher - damals auch Bundesliga-Präsident - in der Kabine wirkte offenbar. "Was hier geboten wurde, war ein Offenbarungseid", donnerte Pucher.

Die Burgenländer kamen wie verwandelt aus der Kabine zurück. Csaba Czismadia und zwei Mal Carsten Jancker verkürzten auf 5:3 für Sturm. Was bereits entschieden schien, war plötzlich wieder völlig offen. In Mattersburg spekulierte man bereits mit dem Punktgewinn. Und wer meint, dass ein Treffer von Andreas Hölzl zum 6:3 dann entgültig entschied, der irrte sich gewaltig. Ein drittes Mal Jancker und Ilco Naumoski per Elfmeter (86.) ließen die Grazer noch einmal zittern. Vor allem auch, weil die Burgenländer durch Michael Mörz und Cem Atan exzellente Einschussmöglichkeiten vorgefunden hatten.

"Besser als erste Hälfte können wir nicht spielen"

Nach dem Spiel meinte Foda: "Besser als in der ersten Hälfte können wir nicht spielen." Der Satz ist ihm von der Anhängerschaft sicher nicht so übel genommen, wie jener, den er vergangene Saison nach einer Niederlage im Burgenland formuliert hatte. Da sagte Foda: "Besser kann man auswärts nicht spielen." Die Aufregung war groß.

2008 sagte Foda weiter: "So etwas wie in der zweiten Hälfte darf aber nicht passieren, deshalb bin ich auch sehr sauer. Darüber werden wir am Sonntag akribisch diskutieren. Nach der Pause haben wir geglaubt, wir können im Schongang spielen. Die letzten fünf Minuten bin ich 20 Jahre gealtert."

Mattersburg-Trainer Lederer erklärte: "Wenn man die zweite Hälfte anschaut, sieht man, wie dumm wir waren. Durch das erste Gegentor haben wir uns komplett aus dem taktischen Konzept werfen lassen und sind gestürmt wie eine Schülermannschaft. Der Obmann und ich haben die Spieler in der Pause bei der Ehre gepackt. Es ist klar, dass ich mit dem Obmann ein Gespräch führen werden, aber darüber mache ich mir jetzt keinen Kopf. Die Mannschaft, die zweite Hälfte auf dem Platz gestanden ist, hat Charakter gezeigt."