Sie sind jetzt etwas mehr als ein Jahr bei Salzburg. Wie gefällt es Ihnen hier?
ZLATKO JUNUZOVIC: Wenn ich das erste Jahr Revue passieren lasse, hat es die Erwartungen übertroffen. Es war die ganz klar richtige Entscheidung für mich, in allen Belangen. Ich habe sechseinhalb Jahre Werder Bermen hinter mir, habe sehr viel Erfahrung sammeln und mich menschlich weiterentwickeln können. Ich habe alles aufgesaugt, das Positive wie auch das Negative. Auch die immer wieder schwere Zeit im Herbst bei Bremen war so lehrreich, dass ich gestärkt herausgekommen bin. Im Frühjahr haben wir es Gott sei Dank immer wieder geschafft. Dann komme ich nach Salzburg und da war dann gleich die Enttäuschung da mit dem Nichterreichen der Champions League, gegen Roter Stern Belgrad. Es war schon ein Schock, weil wir in beiden Spielen viel besser waren, es aber nicht rübergebracht haben. Du siehst nur Tränen in der Kabine, jeder ist total fassungslos. Der Gedanke bei den Spielern, es wieder nicht geschafft zu haben, wieder in die Europa League zu müssen. Aber wie wir dann diese Gruppe bekommen haben, mit Celtic, Leipzig und Rosenborg, da waren die Köpfe wieder nach oben gerichtet.

Sie haben vor Saisonbeginn die Vermutung geäußert, die Mannschaft hätte an Qualität verloren. War ein derartig grandioser Saisonstart also nicht zu erwarten?
Wir haben sechs Stammspieler verloren, aber ich habe immer gewusst, dass wir trotzdem noch über genügend Qualität verfügen. Was aber schon überraschend kam, ist, dass wir uns als Mannschaft so schnell gefunden haben. Das Miteinander, die Stimmung in der Kabine, das war schon letzte Saison herausragend. Und jetzt entwickelt es sich genau in die gleiche Richtung, obwohl wir erst ein paar Spiele absolviert haben. Aber es war ein überragender Start. Wir spielen temporeichen Fußball mit viel Spaß, mit viel Emotion, es ist jeder für den anderen da. Die Stimmung in der Kabine ist gut – das müssen wir aufrechterhalten.

Würden Sie nach Ihrer ersten Saison in Salzburg im Anschluss an sechs Jahre deutsche Bundesliga sagen können, es war für Sie ein Schritt nach vorne?
Das Niveau in der Liga ist nicht schlecht, man muss nur sehen, wie der LASK performt hat, sie hätten auch in die Champions League einziehen können. Aber wir haben zwei Vereine in der Europa League und einen Klub in der Champions League. Das ist schon ein Fingerzeig, dass unsere Liga nicht so schlecht ist. Und für mich persönlich muss ich sagen, dass meine Erwartungen sogar übertroffen wurden. Deswegen war es ein Schritt nach vorne.

Hatten Sie damals eigentlich noch andere Angebote aus der deutschen Bundesliga?
Ich hatte noch einige Möglichkeiten, aber für mich war das Gesamtpaket entscheidend. Viele Spieler schauen nur aufs Finanzielle. Natürlich, das ist klar, wir haben nur ein paar Jahre im Profitum. Aber in meinem Fall war auch die Familie wichtig. So etwas wie China, so ein Abenteuer, habe ich nie in Erwägung gezogen. Ich hätte mich nicht wohlgefühlt. Für mich war wichtig, wie ich mich weiterentwickeln kann. Salzburg hat eine unglaublich hohe Lebensqualität in allen Belangen.

Also besser als Bremen?
Bremen ist anders. Du bist weit weg von der Familie, du bist weit weg von deiner Mentalität, deiner Kultur. Ich bin in Österreich aufgewachsen. Ich habe diese österreichische Mentalität in mir. Es ist einfach anders daheim.

Was ist so besonders hier?
So etwas wie in Salzburg gibt es selten in Europa. Wir haben hier ein Trainingszentrum, wo jeder alles nutzen kann. Die Rahmenbedingungen sind überragend.

Und daraus ergibt sich dann auch der sportliche Erfolg?
Salzburg hat sich für junge Spieler als optimale Lösung herauskristallisiert. Nehmen wir das Beispiel Erling Haaland, den bekommst du nicht so einfach. Ich habe mit ihm geredet, warum er sich für uns entschieden hat. Er hat gesagt, dass er hier die optimalen Möglichkeiten und die Zeit hat, sich zu entwickeln und später einmal den Sprung zu machen. Das sehen viele andere auch. Was sich hier entwickelt hat, ist überragend. Ich glaube, dass diese Philosophie, die dieser Verein lebt, einfach etwas Besonderes ist. Und das hat sich durch die Arbeit der letzten Jahre entwickelt.

Jetzt gehören Sie zu den Älteren, die den Weg nach Salzburg gefunden haben. Wie würden Sie Ihre Rolle im Team definieren?
Das war mit ein Grund, warum ich hierhergekommen bin. Ich habe hier die Möglichkeit, mit sehr vielen Talenten mit hoher Qualität zusammenzuarbeiten und vielleicht dem einen oder anderen ein bisschen zu helfen. Und diese Rolle liebe ich. Ich komme mit allen gut aus. Der Respekt war von allen sofort da, ich habe mich gleich wohlgefühlt, vom ersten Tag an.

Wir stehen unmittelbar vor der Champions League, welche Hoffnungen, Erwartungen gibt es?
Das ist für jeden von uns ein Highlight. Wir müssen unseren Fußball spielen, es kommt darauf an, wie wir performen. Liverpool als Gegner ist natürlich überragend. Wenn wir unsere Qualität auf dem Platz zeigen, ist sehr sehr viel möglich.

Ihr Vertrag läuft bis 2021. Ist eine Verlängerung schon ein Thema? Ist geplant, dass Sie hier Ihre Karriere beenden?
Das kann ich noch nicht sagen. So, wie ich mich fühle, werde ich aber schon noch ein paar Jahre spielen.